Fachwerk in Calw

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Fachwerk in Calw

Am Brühl 1
Ein allgemeiner Rückgriff aus historische Baustile kennzeichnet die Zeit des Historismus. Viele industrielle Bauten, Bahnhöfe und auch Turnhallen wurdem im 19. jahrhundert als Fachwerkbauten errichtet. Als wichtige Bauaufgaben der Stadt hatten sie sowohl funktionale als auch repräsentative Aufgaben zu erfüllen. So ist die Brühlturnhalle aus dem Jahr 1869 an exponierter Stelle am Stadtausgang Nord zu finden und ähnelt dem Aufbau einer 3-schiffigen Basilika.
Ursprünglich waren die Ziegelsteinausfachungen der Holzkunstruktion nicht verputzt. Alle Querschnitte des Fachwerks sind gleich bemessen, damit wird ein eher gleichmäßiges Fassadenbild erzeugt. Besonders an der Eingangsfassade ist das Fachwerk dekorativ eingesetzt und bildet neue Formen und Muster. Der holzverkleidete Turm stammt noch aus der Erbauungszeit und diente der Feuerwehr für Übungszwecke.

Lederstraße 43-45 / Haggasse 9
Dass Alt und Neu einen spannenden Dialog eingehen können, zeigt sich an diesem Beispiel schön. Der langgestreckte, traufständige Fachwerkbau von 1694 wurde als Doppelahus erbut und prägt mit seinen zahlreichen asymmetrisch angeordneten Zierelementen wie Feuerböcke und durchkreuzte Rauten den Platz. Im Giebelfeld ist eine mittig angeordnete Mannfigur zu sehen.
Seitlich davon steht das ehemlaige Lagerhaus für Rindenlohe der Calwer Rotgerber, das um 1700 errichtet wurde. Heute wird das Gebäude als Tanzschule genutzt. Bei der Renovierung 2003 wurden zum Teil alte Gefache entfernt und neue Glaselemente direkt vor die alte Fachwerkkonstruktion gesetzt. Gleichzeitig werden EIn- und Ausblick ermöglicht. Durch ein modernes Verbindungselement aus Stah und Glas sind beide gebäude in luftiger Höher miteinander verbunden - ein Blick ums Eck lohnt sich!

 
Lederstraße 39 (Haus Schnaufer)
Beim Fachwerkbau wird etwa ab Mitte des 16. Jahrhunderts jedes Stockwerk für sich konstruiert und gezimmert. Es besteht aus dem waagrechten unteren Balken, der Schwelle, den senkrechten Pfosten und Ständern und dem waagrechten, oberen Abschlussbalken, dem Rähm. Diagonale Streben dienen der Stabilität. Die Hölzer werden miteinander verzapft. Breite Eck- und Bundständer wechseln mit schmaleren Pfosten und Streben ab, dadurch entsteht ein lebendiges Bild.
Die Überstände der Geschosse, die Auskragungen, sind jeweils an den Schauseiten des Gebäudes zu finden. Sie unterstreichen den repräsentativen Charakter der Fassade. Der Raumgewinn pro Stockwerk ist dabei nur ein kleiner positiver Nebeneffekt.
Besonders eindrucksvoll an diesem Gebäude aus dem Jahr 1694 ist hier ein großer Erker als plastisches Gestaltungselement und zeugt damit von seinem wohlhabenden Besitzer. Verzierungen wie Konsölchenfriese, Eselsrücken und verzierte Balkenköpfe unterstreichen auch im Detail die Bedeutung dieses repräsentativen Wohngebäudes. Das rundbogentor ziert eine Fächerrosette.


Lederstraße 32
Ein senkrechter Pfosten, dazu zwei dreiviertel hohe, diagonale Streben rechts und links, kleinere dreieckige Winkelhölzer oben, zwei geschweifte Hölzer dazu - fertig ist eine Konstruktion, die einem Mann mit Körper, Beinen, Armen und Kopf ähnelt. Sie ist hier im Giebel zu sehen. Ist die Figur nur einseitig ausgebildet, spricht man auch vom Halben Mann. Das Gebäude, das 1692 errichtet wurde, ist rückseitig auf Teilen der alten Stadtmauer errichtet und diente der Calwer Compagnie als Kaufhaus und Wollmagazin.

Biergasse 10
Mit Schnitzelementen häufig verziert werden auch die Schwellen, die untersten waagrechten Balken jedes Stockwerks, hier mit einem aus dem Vollholz plastisch herausgearbeiteten Konsölchen- oder Zackenfries. Das ehemalige Gasthaus aus dem Jahr 1698 ist eines der schönsten Beispiele dafür und das Motiv ist hier auch noch am Giebel zu finden. In der Calwer Altstadt sind besonders viele Gebäude mit dieser Zierform versehen. Auch bei den Gebäuden, an denen die Konsölchenfriese abgeschlagen wurden, lassen sich die Spuren davon noch ablesen.

 

Postgasse 3
Erst kürzlich wurde das reich ornamierte Fachwerk dieses Hauses von seiner Putzschicht befreit. Zum Vorschein kamen mehrfach gekreuzte Rauten in den Brüstungsfeldern, die eine gitterartige Ornamentik erzeugen. Auffällig sind die großen Ladeluken im Giebel. Mit Flaschenzügen, den Schwiebelrädern, konnten Waren hier hoch befördert werden.

 

Marktplatz
Ein Stadtbrand legte 1692 fast alle gebäude der Innenstadt in Schutt und Asche. Die Häuser wurden jedoch innerhalb weniger Jahre wieder aufgebaut, so dass sich heute am Marktplatz und in den umliegenden Gassen ein nahezu vollständig geschlossenes Fachwerk-Ensemble aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert zeigt. -  Nicht nur deshalb ist die Stadt Calw Mitglied bei der Deutschen Fachwerkstraße.

 

Altburger Straße 1
Zu den Orndamenthölzern im Fachwerk gehörten einfache x-förmige gekreuzte Hölzer, sogenannte Andreaskreuze. Sind die beiden Hölzer nicht gerade, sondern geschweift, spricht man von Feuerböcken. Die abstehenden kleinen Teile an den geschwungenen Hölzern bezeichnet man als Nasen. Ihr Ursprung liegt vermutlich im gotischen Maßwerk und versucht, die Steinarchitektur in Holz nachzuahmen. Feuerböcke, durchkreuzte Rauten und geschnitzte Konsölchenfriese an den Schwellen machen das Mesner-Häuschen neben der Stadtkirche zum Kleinod.

 

Altburger Straße
In einem einzigen Foto ist nur schwer der Reiz dieser Gasse zu vermitteln, an der sich Fachwerkhaus an Fachwerkhaus reiht. In den letzten Jahren wurde hier so manches Schmuckstück wieder entdeckt und zeigt sich heute gelungen restauriert und saniert.

 

Altburger Straße 15
Feuerböcke, durchkreuzte Rauten, Konsölchenfriese und ein Fenstererker bilden belebende Fachwerkelemente. Der geschnitze Eckpfosten - hier mit dem Motiv des Taustabs versehen -  ist ein zusätzlicher Schmuck für das Haus.

 

Kirchplatz 3 
Der Wechsel von senkrechten Pfosen und diagonalen Streben kennzeichnet die ehemalige Lateinschule von 1696. Auffallend sind auch die vielen kleinen Dreieckshölzer zwischen Schwellen, senkrechten Pfosten und Rähm, Fuß- und Kopfhölzer genannt. Eselsrücken zieren die Unterkanten der profilierten Schwellen.

 

Marktplatz 13
Feuerböcke, geschweifte und gekreuzte Hölzer, eine sehr schön ausgeprägte Mannfigur und ein geschnitzter Eckpfosten - alle wichtigen Dekorationselemente sind hier vereint. Ein Mezzaningeschoss ist hier vollständig erhalten. Das über dem Erdgeschoss liegende, niedrige Geschoss wurde im 17. Jahrhundert häufig in neue Häuser eingebaut. Die Raumhöhe konnte damit optimal ausgenutzt werden. Es diente vermutlich in Kriegszeiten als Herbergsraum für die in die Stadt drängende, schutzsuchende Landbevölkerung und in Friedenszeiten als Lager für Waren. In der rechten Seitenwand der Hofdurchfahrt kann man die Fenster dieses kleinen Zwischengeschosses noch gut erkennen.

 

Marktstraße 2
Die zwei Gesichter des Handelshauses entstanden zu zwei verschiedenen Zeiten. Richtung Marktplatz zeigt es einige kunstvolle Ornamentformen im Fachwerk, entstanden um 1692. Umgebaut und vergrößert im Jahr 1795 wurde die Fassade zur marktstraße hin erneuert und dem damaligen Zeitgeschmack und den feuerrechtlichen Statuen gemäß verputzt. Das Fachwerk war also hier nicht auf Sichtbarkeit ausgelegt - ein sogenanntes rein konstruktives Fachwerk.

 

Marktstraße 5
Das ehemalige Wirtshaus "Zum Rappen" aus dem Jahr 1693 zeigt im 1. Obergeschoss einen Fenstererker, dessen Kennzeichen plastisch herausgearbeitete Pfosten und Riegel sind. Er ist hier sogar an zwei Fassaden zu sehen und wird, durch eine wandhohe Doppelraute abgesetzt, mit einem geschnitzten Eckpfosten betont. Die Brüstungsfelder zeigen verspielte Feuerböcke. Die Unterseite der Schwellen sind mit sogenannten Eselsrücken verziert, auch die darunterliegenden Balkenköpfe selbst sind nochmals bearbeitet und farblich gefasst. Die über Eck ausgeformte Auskragung des Obergeschosses mit dem Fenstererker zeigt die Wichtigkeit des Gebäudes und des dahinter liegenden Raumes an: Gaststube -  und zwar mit allerbestem Ausblick auf das Geschehen in der marktstraße und bis zum Marktplatz hinauf!

 

Badstraße 42
Das in unmittelbarer Nachbarschaft zur ehemaligen Brauerei und Gastwirtschaft "Saalbau Weiß" errichtete Wirtschaftsgebäude von 1874 wurde im Jahr 2003 renoviert. Auf einem massiven Sockelgeschoss aus roten Sandsteinquadern sitzen die mit Ziegelmauerwerk ausgefachten Fachwerkgeschosse. Rechts und links werden sie durch zwei auf Sandsteinkonsolen abgestützte Erker betont. Den oberen Abschluss bilden zwei Quergiebel mit farblich abgesetzten, geschnitzten Zierelementen.
In der Fassade finden sich die Details der Calwer Fachwerkarchitektur aus dem 17. Jahrhundert wieder - Andreaskreuz und Doppelraute, die hier in eine spätklassizistische Formensprache integriert wurden. Die Ausfachungen sind, wie zur Erbauungszeit üblich, unverputzt belassen. Heute zu Wohnzwecken genutzt, hat das Gebäude seinen eigenen und unverwechselbaren Charakter bewahrt.