Wo Naschträume wahr werden

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Essen & Trinken

Andrea Matts Märchen von Marzipan und Schokolade

Sophia Rossmanith

Autor: Sophia Rossmanith

28. September 2021

Seit knapp einem halben Jahrhundert weht ein süßer Duft über die Tannenspitzen des Nördlichen Schwarzwaldes. Es wird gemunkelt, dass es einen Ort gibt, an dem Naschträume wahr werden und wo jeder Bissen ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Und siehe da – noch heute erobert die Bad Liebenzeller Marzipan- und Schokoladenfaktur die Herzen von Klein und Groß.

So auch das der waschechten Schwarzwälderin Andrea Matt, die der süßen Versuchung aus Bad Liebenzell nicht widerstehen konnte und ihrem Traum, etwas „wirklich Genussvolles“ in ihrem Leben zu tun, folgte …

Die Betriebswirtin war jahrelang im Einkauf, Vertrieb, Marketing und zuletzt in der IT-Branche tätig. Durch Zufall – oder war es Schicksal? – kam sie auf einer Tourismusmesse mit der ehemaligen Leiterin der Liebenzeller Marzipan- und Schokoladenmanufaktur ins Gespräch und freundete sich mit ihr an. Als diese ihre wohlverdiente Rente antrat, öffnete sich für Matt das Tor zur Welt des süßen Genusses – sie übernahm 2019 die Regentschaft über das Reich des Marzipans und der Schokolade …

Während andere in den Beruf hineinwachsen oder ihn jahrelang erlernen, nahm sie die Herausforderung an und fing als Branchenfremde bei null an. Mit ihrer Leidenschaft und ihrem betriebswirtschaftlichen Know-How gelang es ihr jedoch, sich als selbsternannte „Marzipan- und Schokoladenkünstlerin“ zu etablieren und die Manufaktur erfolgreich weiterzuführen.

Das Geheimnis der Liebenzeller Produkte sind die ausgewählten Zutaten. So stammt die Marzipanrohmasse aus der über 150 Jahre alten, traditionsreichen Lübecker Fabrik Lubeca, in der die Mandeln nicht gepresst, sondern vielmehr zerfasert werden, um den Geschmack bestmöglich zu erhalten. Die Schokoladenmasse wird indes aus Frankreich bezogen.

Kurz nach ihrem Beitritt kam bereits die erste Herausforderung auf sie zu: die weltweite Corona-Pandemie, die auch nicht vor dem Nördlichen Schwarzwald Halt machte. Zwar durfte der Laden weiterhin geöffnet bleiben, da er zum Lebensmittelhandel gehört, jedoch blieb die Mehrheit der einheimischen und ausländischen Kundschaft aus. Während sich hier zuvor neben den ortsansässigen Schleckermäulern auch viele Schweizer, niederländische, russische oder asiatische Gäste die Klinke gaben, brach der Umsatz nun merklich ein.

Nun schlug die Stunde für Matts betriebswirtschaftliches Geschick. Sie organisierte in Kooperation mit einem deutschen Weinhändler einen digitalen Workshop zum Thema Schokoladen- und Wein-Pairing mit über 100 Teilnehmern, bei dem jeder ein Geschenkpaket inklusive Wein und Schokolade geschickt bekam, baute den Online-Shop aus und lieferte Bestellungen direkt nach Hause. Nicht zuletzt trat Matt mit der Handelskammer in Kontakt, um den Ausfall der jährlichen Oktoberfest-Einnahmen auszugleichen. Und wie? Es wurden eigens 4.500 Pralinen produziert und an fernöstliche Hotels geliefert – mit weniger Alkohol und an den asiatischen Gaumen angepasst.

Doch schon bald kehrten die Kunden in die Liebenzeller Manufaktur zurück – sehr zur Freude von Inhaberin Andrea Matt. Gerade zum Winter hin, wenn in der Regel mehr Schokolade gegessen wird und der Umsatz um rund 50 % ansteigt, herrscht reger Betrieb in der Produktion. So wird bereits ab Juni für die nachfragestarken Monate Oktober, November und Dezember vorproduziert. Zur Seite steht Matt dabei ein 15-köpfiges Team, mit dem sie ihren liebevoll genannten „Familienbetrieb“ mit einem Augenzwinkern führt:

„Für einen Familienbetrieb muss man nicht verwandt sein, sondern er steht vielmehr für ein enges Verhältnis zwischen den Mitarbeitern und für die Tatsache, dass man alles über die Familie des anderen weiß.“

Und was nascht die Inhaberin selbst am liebsten? Zum Vormittags-Kaffee am liebsten ein Stück dunkle Schokolade, nachmittags darf es auch mal eine belebende Caipirinha-Praline sein …

Was bleibt da noch zu sagen? Und wenn sie nicht gestorben sind, so naschen sie noch heute …

Über die Liebenzeller Marzipan- & Schokoladenmanufaktur

Seit 1976 produziert die Frischmann-Marzipan GmbH in liebevoller Feinarbeit über 60 Sorten Pralinen und Trüffel, handgeschöpfte Schokolade, Marzipanlikör und handgefertigte Marzipanfiguren – auch als Souvenirs in Form von Bollenhüten, Tannenbäumen oder der berühmten Schwarzwälder Kirschtorte. Geschenke und Give Aways werden nach eigenen Ideen und Wünschen sondergefertigt und ergänzen das umfangreiche Sortiment. Seit 2006 gewährt eine große Glasfront im Verkaufsraum Einblicke in die Produktion. Im Rahmen von Workshops, Kindergeburtstagen oder Firmenevents haben bis zu 40 Teilnehmer die Möglichkeit, Marzipanfiguren zu formen, Schokoladentafeln zu gießen oder Pralinen herzustellen. Einmal im Monat gibt es außerdem eine öffentliche Führung inklusive Verkostung.