Ein ganz besonderer Lebensraum - Biotop Innenstadt

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Ein ganz besonderer Lebensraum - Biotop Innenstadt

Kirchplatz 2

75365 Calw

Expertenwissen von
Calw

Ein ganz besonderer Lebensraum - Biotop Innenstadt

Diesmal treffen wir uns vor der Calwer Stadtkirche. Hier stand eine im Jahr 1830 gepflanzte Linde, die wegen einer Pilzkrankheit leider gefällt werden musste. Das im Frühjahr 2011 neu gepflanzte Bäumchen wird 170 Jahre wachsen müssen, bis es die Klimaleistung der gefällten Linde erreicht. Was meinen Sie, wie viele Tier- und Pflanzenarten um die Kirche zu finden sind? Manche haben hier in kurzer Zeit über 40 Arten gefunden.

Eine Stadt ist im Vergleich zu den meisten natürlichen Biotopen ein recht extremes Biotop, so der Biologe. Die einzelnen Lebensräume sind kleinräumig, von kurzlebiger Dauer und liegen weit auseinander. Oft herrschen extreme Lebensbedingungen, die mitunter als ausgesprochen lebensfeindlich angesehen werden müssen. Darüber hinaus zerschneiden und isolieren Städte großräumige Lebensräume; auch verschmutzte, warme Luft, Licht und Lärm beeinflussen die Umgebung negativ. Naturschutz macht deshalb gerade auch im Innenstadtbereich Sinn. Mit der Erhaltung von Leben spendenden Gebäudenischen und Bäumen wird die Isolierung von Lebensräumen vermindert. Die Stadtkirche ist hierfür ein gutes Beispiel. Selbst der Kirchturm hat seine Bewohner. Er bietet eine gute Übersicht, ist von den Menschen weit genug weg und ein idealer Ausgangspunkt für Nahrungssuchflüge in die Umgebung.

Klimaleistung

Die alte Linde vor der Fällung. Ein Baum dieser Größenordnung

  • produziert den Tagesbedarf an Sauerstoff für 12 Personen
  • setzt täglich 500 Liter Wasser um
  • filtert im Jahr 750 kg Staub, das kann bis zu 80 Prozent des Staubes in der Luft ausmachen
  • entzieht der Umgebung bis zu 300.000 kcal Wärmeenergie, das entspricht einer Abkühlung von ca. 10° C
  • bietet Lebensraum für ca. 200 Insektenarten
  • beeinflusst das Klima eines 100.000 cbm großen Raumes, das entspricht einem Würfel von ca. 50 m Kantenlänge.

Umwelt und Natur erleben

Hören - Wir nähern uns dem Marktplatz, dem Zentrum der Stadt. Hier ist der Verkehrslärm noch gering, deshalb dominiert hier eine klanglich wohltuende Geräuschkulisse. Die Kirchenglocken, die Turmfalken- und Krähenrufe setzen Akzente gegenüber dem eher unspezifischen Stadtalltag. An Markttagen bestimmt lebhafte Geschäftigkeit das Klangbild. Besuchen Sie auch den Klangstein gegenüber der Kirche.

Sehen - Die Stadtkirche ist aus Buntsandstein der Region gebaut. Der Treppenaufgang vom Marktplatz ist aber wegen seiner besseren Haltbarkeit aus rotem Granit aus den Vogesen. Kleine geologische Details sind erkennbar. Folgende Wirbeltiere besiedeln den Turm: Turmfalke, Dohle, Mauersegler, Mausohr, Hausrotschwanz, Steinmarder, Stadttaube und Haussperling.

Machen - Das Klima ist hier schon richtig städtisch: warm und trocken. Ein wenig vermag die noch üppige Vegetation dies zu mildern. Suchen Sie sich einen Platz, an dem Sie sich am wohlsten fühlen.

Calws Tiere/ Stadtfauna (Kleiner Spurenführer)

Haben Sie Zeit, Geduld und Glück? Wenn nicht, nehmen Sie sich einen ortskundigen Führer. In Calw wimmelt es nämlich von wilden Tieren, aber sie sind nicht ohne Weiteres zu entdecken. Am ehesten finden Sie noch die Vögel. Begeben Sie sich also auf Spurensuche - dieses Mal nach den in Calw lebenden Wildtieren. Ein paar Tipps geben wir Ihnen mit auf den Weg.

Drei „Spezies“ fallen in der Tierwelt der Städte besonders auf: Felsbewohner, Kulturfolger und „Pendler“. Die künstliche Felslandschaft Innenstadt lockt Tiere an, deren Heimat eigentlich Fels- Regionen wie Steilkanten oder Gebirge sind. Sie finden hier alles, was sie benötigen. Dazu gehören Tauben, Mauersegler und Hausrotschwanz. Andere haben gelernt, sich mit den Menschen, ihren Verhaltensweisen und ihren Siedlungen zu arrangieren. Sie haben ihre Scheu verloren, akzeptieren Kleinräumigkeit und kommen mit dem aus, was die Städte ihnen bieten. Amseln, Haussperlinge, Buchfinken, Igel und Eichhörnchen zählen zu dieser Gruppe. Bei vielen Stadttieren lässt sich eine Art Pendlerstatus beobachten. Sie haben ihr Leben räumlich aufgeteilt. Partner, Niststätten und Ruhe finden sie in der Kernzone der Stadt. Ihrem Nahrungserwerb hingegen gehen sie oft weit außerhalb der Stadt nach. Turmfalken, Dohlen und Mausohr sind die prominentesten Vertreter.