Im Laternenschein durch alte Gassen

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Kultur

Nachtwächterführungen im Nördlichen Schwarzwald

Ancia Kirr

Autor: Ancia Kirr

4. Januar 2023

Einmal einen „echten“ Nachtwächter bei seinem abendlichen Rundgang durch die Stadt begleiten. Jahrhundertelang bewachte er die Stadt und streifte unermüdlich durch die Straßen und Gassen – auf und ab. Er sorgt für Ruhe und Ordnung und schützt die Bürger vor Gefahren. Er hatte dafür zu sorgen, dass die Haustüren und Stadttore verschlossen waren und er warnte die schlafenden Bürger vor Feinden und Dieben. So manchem Halunken und Bösewicht ist er schon begegnet.

Zu seinen Aufgaben gehörte auch, die Stunden anzusagen, zwar weniger als Auskunft, sondern mehr als Anzeige, dass er seinem Dienst ordnungsgemäß nachging. Dies machte er oft in der Form eines Nachtwächterliedes: „Hört, ihr Herrn, und lasst euch sagen.“

Bei Wind und Wetter half er so manchem Ratsherren, nach langen Sitzungen den Weg nach Hause zu finden. Nachts hatte er das Recht, verdächtige Personen anzuhalten, zu befragen und notfalls sogar festzunehmen. Die typische Ausrüstung des Nachtwächters war vor allem geprägt von einer Laterne, eine Hellebarde oder eine ähnliche Stangenwaffe und ein Horn. Mit seinen Händen voll, machte er so seine Rundgänge, Nacht für Nacht.

Wer die verwinkelten Gassen der „Stäffelesstadt“ rauf und runter spaziert, der begibt sich zwischen eindrucksvollen Fachwerkhäusern auf einen Ausflug in eine andere Zeit. Begleite den Nachtwächter bei einem spannenden und vergnüglichen Spaziergang durch das Mittelalter in Altensteig.

Mystisch und geheimnisvoll zeigt sich das einstige Klosterstädtchen Bad Herrenalb, wenn der Nachtwächter seine Teilnehmer auf eine spannende Reise durch die Jahrhunderte nimmt.

Der Calwer Nachtwächter nimmt Sie mit auf seinen abendlichen Rundgang durch die Stadt. Er hat einige Geschichten und Sagen auf Lager, die er in gemütlicher Runde zum Besten gibt.

Begleiten Sie unseren Nachtwächter im Laternenschein zu einem humorvollen und gruseligen Nachtspaziergang durch die alten Gassen und Gemäuer von Zavelstein. Aus längst vergessenen Tagen werden Geschichten, Sagen und Legenden während der nächtlichen Tour gelauscht.

 

Bilder: Jan Walter

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Fassdaubenritter auf der Piste

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Kultur

Traditionelles Fassdaubenrennen in Bad Wildbad

Ancia Kirr

Autor: Ancia Kirr

3. Januar 2023

Termin 2023: 4. Februar ab 11 Uhr auf dem Sommerberg/an der Skihütte in Bad Wildbad

Damals, im Winter 1923, auf dem Sommerberg in Bad Wildbad, fand zum aller ersten Mal das Fassdaubenrennen statt. Nach wie vor wird das Rennen auf Fassdauben – die gleichmäßig gebogenen, knapp ein Meter langen Fassbrettern, aus denen man früher Holzfässer herstellte – gewertet. Was zwar einfach zu sein scheint, ist für den Teilnehmer problematisch, denn Metallteile sind verboten und es dürfen nur selbstgebaute Riemenbindungen benutzt werden. Damit halten nur vorne zwei Riemchen den Vorderfuß und zwei weitere die Ferse. Und was passiert, wenn sich der Riemen löst, eine Halterung reißt oder Nägel im Holz nicht halten? – Ein spektakulärer Balanceakt!

„Fassdaubenritter“ werden die jugendlichen Teilnehmer genannt. Multitalente müssen sie sein, denn ein Langlauf, ein Abfahrtslauf und ein Sprung über ein „Schänzle“ – alles in einem Durchgang, wird von ihnen gefordert. Die Fahrt auf den Fassdauben ist und bleibt ein Abenteuer. Es gibt keinen Halt und keine Bremse. Viele bunt verkleidete Teams wagen sich auf die Piste und machen das Rennen zu einer unvergesslichen Gaudi!

Bereits während des Langlaufs müssen die Teilnehmer aufpassen, dass sie nicht mit den Spitzen ihrer Fassdauben im Schnee stecken bleiben und nach vorne stürzen. Das Beste ist das finale Hindernis in der Zielgeraden, der Schanzensprung. Hier kann man die tollsten Stürze sehen, die immer glimpflich verlaufen, da die Bretter recht kurz sind. Wen wunderts da, dass die Zuschauer gleich in Scharen auf den Sommerberg kommen.

Und wer es dann noch in das Ziel schafft, auch wenn man nur noch eine Fassdaube am Fuß hat, erhält man die obligatorische „Wurst und Weck“ und natürlich einen Preis bei der Siegesehrung.

Im Bereich der Skihütte wird für Wärme durch Feuerschalen und Heißgetränke gesorgt und das Catering der Skizunft Wildbad umsorgt die Wintersportler samt Gästen bis zur heiß ersehnten Siegesehrung.

Dass das Bad Wildbader Fassdaubenrennen sowohl ein sportliches als auch ein unterhaltendes Ereignis ist, wissen Insider genau. Und mancher Zuschauer erinnert sich, wie er selbst in seiner Jugend dabei mitgemacht hat. Auf jeden Fall bereitet diese außergewöhnliche Veranstaltung Zuschauern und Teilnehmern viel Vergnügen. Schließlich ist es ja die einzige Veranstaltung dieser Art in Deutschland überhaupt und feiern das 100-jährige Jubiläum in 2023!

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Fasnet in Calw

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Kultur

„Calweri Calwero!“

Ancia Kirr

Autor: Ancia Kirr

3. Januar 2023

Die schwäbisch-alemannische Fastnacht wird jedes Jahr um das siebte Wochenende vor Ostern in zahlreichen Gemeinden in Baden-Württemberg gefeiert. Eingebunden in den großen Kontext der historischen Fastnachtsbräuche Europas wird die südwestdeutsche Fastnacht, mundartlich „Fasnet“, mit ihrem reichen Überlieferungsbestand und ihrer Formenvielfalt von breiten Bevölkerungskreisen aktiv gepflegt.

Die 1. Calwer Narrenzunft 04 e.V. pflegt dieses Brauchtum. Als gemeinnütziger Verein besucht die Narrenzunft regionale wie auch überregionale Fasnetveranstaltungen. Ob als Urheber des Calwer Nachtumzuges, Veranstalter der Rathausschelte in Calw oder Häsabstauben auf dem Calwer Marktplatz bringen sie das närrische Brauchtum den Calwer Bürgern – aber auch allen anderen Interessierten – näher.

Seit dem 13. Jahrhundert als Schwellenfest am Vorabend der Osterfastenzeit nachweisbar, war die „Fast-Nacht“ zunächst ein reines Ess- und Trinkgelage zum Aufbrauchen der betroffenen Nahrungsmittel. Mit der Zeit haben sich immer mehr Geselligkeitsformen wie Musik, Tanz und theatralisch-mimetische Elemente anlagert.

Zum Charakteristikum der Feste wurde schließlich die Totalvermummung und Maskierung der Akteure, wie sie die Fasnet bis heute prägt. Das strenge Brauchgeschehen, als dessen Zentralfigur sich nach und nach der Narr herauskristallisiert hat, lebt wesentlich vom Ideenreichtum und kreativen Potenzial der regionalen Volkskunst. Insbesondere die holzgeschnitzten Masken sind von herausragender Qualität. Die ältesten sind bis zu 250 Jahre alt. Gleiches gilt für die handbemalten Gewänder und Requisiten zahlreicher Figuren.

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Der zeitliche Auftakt in Calw bildet das Häsabstauben und die Narrentaufe am Dreikönigstag (6. Januar), an dem von den Narren ihre Larven (Masken) rausgeholt und symbolisch für die kommende Fasnet abgestaubt werden. Auch Neumitglieder werden mit lustigen Spielen und Aufgaben in den Kreis der Aktiven aufgenommen. Nach einer bestandenen Prüfung erhalten sie dann Ihre Maske, während das Event von Guggenmusik umrahmt wird.

Bei der Rathausschelte, am 11. Februar, ziehen die Narren mit einer Guggenmusik durch die Lederstraße zum Marktplatz. Das Stadtoberhaupt wird aus dem Rathaus geholt und bekommt für seine Taten und Untaten die Leviten gelesen.

Der erste Haupttag ist der „Schmutzige Donnerstag“ drei Tage vor Fastnachtssonntag. Seinen Höhepunkt erreicht das Geschehen am Fastnachtsmontag mit spektakulären Umzügen. Calw wird am Rosenmontag beim Nachtumzug zum närrischen Hexenkessel mit Narrenzünften aus dem ganzen Südwesten.

Um 18.61 Uhr startet der Zug der bunten und schaurigen Hästräger durch die historische Fachwerkstadt. Bei der schwäbisch-alemannischen Fasnet werden Narren und Zuschauer mit Guggenmusik so richtig in Stimmung gebracht. Bis in die späten Abendstunden wird bei Musik, Show- und Brauchtumstänzen. gefeiert. Sei auch du mit dabei und Ruf: „Calweri Calwero!“

Fotos: Daniel Steinrode

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Seit acht Generationen ein "Mäh" im Ohr

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Brauchtum & Tradition

Zwischen Schafen, Brauchtum und Moderne – der Schäfer des 21. Jahrhunderts

Leonie Peichl

Autor: Leonie Peichl

4. April 2022

Jule ist 11 Jahre alt und schon ein echter Schäfer-Profi. Sie kennt alle Abläufe auf dem Hof und ist Feuer und Flamme direkt mitanzupacken, wenn es etwas zu tun gibt, oder sie etwas Neues lernen kann. Kein Wunder eigentlich, denn sie ist zwischen den Schäfchen quasi groß geworden und bekommt das Leben als Schäfer von klein auf mit.

Jules eigenes Schaf, das sie mit der Flasche großgezogen hat, ist sogar handzahm und lässt sich von ihr am Halfter herumführen, streicheln und kuscheln. Auch der Hütehund gehorcht Jule aufs Wort.

Schäfer Karl Bauer ist stolz auf seine Tochter, die vielleicht mal in seine Fußstapfen als Stadtschäfer von Wildberg treten wird. Sie wäre somit sogar die erste Stadtschäferin in der Geschichte Wildbergs!

Die Tradition des Schäferdaseins ist Familiengeschichte. Seit 8 Generationen wird der Schafhof im Kengel von Familie Bauer geführt, auch wenn sich das Handwerk natürlich grundlegend verändert hat. Der Stammbaum der Familie lässt sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen, denn einer seiner Vorfahren, hat schon als Klosterschäfer gearbeitet und in Wildberg im Sommer über tausend Schafe von kleineren Bauern der Region gehütet.

Heutzutage ist das Schäferdasein ein anderes. Noch Karl Bauers Vater hat seine Herde jeden Tag von der Weide durch die Stadt bis zurück in den Stall getrieben, das ist zur heutigen Zeit auch mit den zwei eigens ausgebildeten Hütehunden nicht mehr möglich. In der Regel sind nun sogar Straßensperren nötig, um die Schafe durch die Stadt treiben zu können.

Karl Bauer verfügt über insgesamt 850 Mutterschafe, die in zwei verschiedenen Herden gehalten werden. Zwei Mal im Jahr werden die Weiden getauscht und vier Monate (über den Winter) verbringen die Schafe im Stall. Zu dieser Zeit – zwischen Januar und März – werden auch die kleinen Lämmer geboren. Besonders in dieser Zeit ist der Job des Schäfers ein 24/7 Auftrag, aber auch das restliche Jahr ist sehr arbeitsintensiv. Karl Bauer kann sich trotzdem nichts anderes vorstellen, denn das Schäferdasein ist trotz der Anstrengung für ihn mehr als nur ein Beruf. Durch die Familien Tradition fühlt er sich mit dem Handwerk verbunden und liebt die Arbeit mit den Tieren und an der frischen Luft.

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Die Schäferkultur in Wildberg gehört zum immateriellen UNESCO Weltkulturerbe, das in Veranstaltungen wie dem Schäferlauf, Leistungshüten oder Wettschären zelebriert wird. Die Schafe für das Wildberger Wetthüten entstammen auch Karl Bauers Herde, er separiert zur Vorbereitung darauf schon einige Wochen früher einen kleineren Teil der Herde, dass sich die Schafe an die neue Dynamik gewöhnen können. Er selbst nimmt allerdings nicht mehr am wetthüten teil – das überlässt er Andern.

Abschließend kommen hier noch ein paar Fakten über Schafe, die ihr garantiert noch nicht kanntet:

Leitschafe – also die Schafe, die die Herde anführen – werden nicht dazu erzogen, sondern haben das Leit-GEN sozusagen im Blut. geboren. Schon kurz nach der Geburt lässt sich der aufgeschlossenere und neugierigere Charakter dieser Schafe von den anderen unterscheiden. Es ist daher sehr wichtig für den Schäfer früh das Vertrauen der Leitschafe zu gewinnen, um die ganze Herde besser unter Kontrolle zu bekommen.

Jedes Schaf hat seinen eigenen Platz im Stall, auf den es immer wieder zurückkehrt, daher sind auch alle Schafe immer in den gleichen Grüppchen unterwegs und haben die gleichen Stall Nachbarn.

Schafe sind sehr soziale Tiere – sie bauen Freundschaften auf und empfinden Trauer, wenn eines der anderen Tiere stirbt.

Schafe können mit ihren Hufen „riechen“, zwischen ihren Hufen haben sie eine extra Geruchsdrüse.

Allein in Deutschland leben ungefähr 1 Millionen Schafe!

Die Schwarzwald-Surfer von Altensteig

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Kultur

Flößerei im Schwarzwald hautnah erleben

Karoline Kohl

Autor: Karoline Kohl

25. Juni 2021

An der Monhardter Wasserstube

Mit Getöse rauscht das Wasser der angestauten Nagold durch das Wehr der Monhardter Wasserstube. „Jockele sperr“ erschallt kurz darauf der Ruf der Flößer, die das Floß aus Schwarzwaldtannen durch das Stauwerk steuern.

Gebaut wurde diese historische Staustufe nach Originalplänen aus dem Jahr 1894. Sie ist das Denkmal gewordene Zeugnis des regen Holzhandels und Holztransports im Nördlichen Schwarzwald, dessen Tradition immerhin über 250 Jahre währte. Das urige Floß ist 60 Meter lang und besteht aus miteinander verbundenen, mächtigen Tannenstämmen.

Gesteuert wird es von neun Männern der Flößerzunft, traditionell in weißen Hemden, Hirschlederhosen und schwarzen Filzhüten gekleidet. Gischt spritzt um ihre Stiefel, während sie geschickt auf den Tannenstämmen balancieren. Mit Muskelkraft und hölzernen Stangen manövrieren sie das Floß und surfen auf den Wellen der Nagold.

Internationales Flößerfest

Das internationale Flößerfest in Altensteig, das alle zwei Jahre gefeiert wird, ist eine Zeitreise in die Vergangenheit. Waschechte Flößer erzählen die Anekdoten ihrer Vorfahren und berichten von der oft lebensgefährlichen Fahrt auf dem Floß. Ein Schmid fertigt aus glühendem Stahl Flößerhaken, kräftige Männer ziehen mit Seilen den „Rammbär“ nach oben, der mit aller Wucht Pfähle in den Boden schlägt, andere heizen den Bähofen mit Schamottsteinen, in dem Tannenholz unter Hitze zu Ringen gebogen wird. Wie findig die Schwarzwälder waren, demonstriert das „Wiedendrehen“, bei dem aus Bäumen Seile gedreht wurden, um die Flöße zu verbinden.

Zum Fest wird die Staustufe geöffnet und die urig gekleideten Flößer manövrieren ihre selbstgebauten traditionellen Flöße durch die „Wassergasse“ der Wasserstube. Ein toller Anblick! Neben diesem Schauspiel gibt das Flößerfest auch einen spannenden Einblick in die Vergangenheit alter Waldberufe und Handwerkskünste. In verschiedenen Demonstrationen zeigt die, seit 30 Jahren pflegende Zunft, was es damals hieß, das Holz zu verarbeiten und mit Flößen bis nach Holland zu bringen.

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Fasziniert von der Flößerei - Interview mit Martin Spreng, Vorstand der Flößerzunft Oberes Nagoldtal

Wenn das mal keine prägende Kindheitserinnerung ist…? Aufgewachsen in Pforzheim, erblickte der noch ganz junge Martin Spreng in einer Kneipe in der Vorstadt das Bild eines Flößers. Das war der Impuls für eine Leidenschaft, die erst viel später so richtig geweckt wurde, die aber heute aktiv dazu beiträgt, eine jahrhundertealte Tradition zu pflegen und lebendig zu halten.

RED.: Sie halten uns nicht für unverschämt wenn wir feststellen, dass Ihre Kindertage schon eine ganze Zeit zurückliegen…

MS: (lacht) Nein, kein Problem. In der Tat bin ich – was die Flößer-Tradition betrifft – als Spätberufener zu sehen.

RED.: Die erste „direkte“ Begegnung, so haben wir uns sagen lassen, war ein Gemälde in einer Gaststätte in Ihrer Heimatstadt Pforzheim.

MS: Ja, das hat mich einfach beeindruckt. So richtig aktiv geworden bin ich aber erst sehr viel später.

RED.: Und was war da der auslösende Moment?

MS: Es war eigentlich eher zufällig. 1993 hatte ich mich in Altensteig nach einem Haus umgeschaut. Der Hausverkäufer hatte dann irgendwie den Begriff „Flößer“ fallen lassen. Da bin ich gleich hellhörig geworden.

RED.: Und so entstand dann der Kontakt zur „Flößerzunft Oberes Nagoldtal“, die ja schließlich auch in Altensteig gegründet wurde?

MS: Genau. Aber zuerst war ich da noch relativ zurückhaltend und hatte gleich signalisiert: Ein Amt kann ich nicht übernehmen.

RED.: Nun ja, dieses Ansinnen hatte ja nicht sehr lange Bestand…

MS: (lacht) Nein, da haben Sie Recht. Heute bin ich nicht nur Vorstand der „Flößerzunft Oberes Nagoldtal“, sondern auch Vorsitzender der „Deutschen Flößerei Vereinigung“.

RED.: Das hört sich ja spannend an. Gibt’s denn in anderen Ländern große Unterschiede zum Flößen in Deutschland?

MS: Ja, allerdings. Es hängt doch stark vom Fluss und der Topografie ab. Auch innerhalb Deutschlands gibt’s da enorme Unterschiede. Das Flößen im Schwarzwald ähnelt zum Beispiel stark dem in Japan.

RED.: Ein hier in der Region bekannter Ausruf ist ja das „Jockele sperr“. Könnten Sie das bitte erklären?

MS: Mit diesem Ruf wurde der Flößer auf dem letzten Gestör eines Floßes, das ja bis zu 300 Meter lang sein konnte, zum Bremsen aufgefordert. Besonders in Tübingen wurde der Spruch von den Studenten dazu genutzt, sich über die Flößer auf dem Neckar lustig zu machen. Das gab dann natürlich zuweilen auch recht handfeste Auseinandersetzungen, die Flößer waren ja raue, kräftige Kerle…

RED.: …die sich das von den Studenten natürlich nicht haben gefallen lassen. Aber ganz grundsätzlich ist das Bremsen mit einem Floß ja durchaus eine der heikelsten Aufgaben – und gar nicht ganz ungefährlich, nicht?

MS: Ja, man muss da schon sehr gut aufpassen, dass sich die Flöße nicht verkeilen oder Menschen dort sogar darunter oder dazwischen kommen. Deshalb gibt es bei uns hier leider auch keine öffentlichen Floßfahrten oder Ähnliches.

RED.: Trotzdem lassen Sie mit der Flößerzunft die Tradition ja immer wieder auf verschiedenste Weisen lebendig werden. Wie kann man sich die Tätigkeit eines solchen Vereins vorstellen?

MS: Eigentlich sehr vielseitig. Wir möchten das Leben der Flößer erforschen und deren Tradition lebendig erhalten. Schließlich hat das Handwerk ja zu früheren Zeiten viele Menschen ernährt. Neben der Geschichte ist aber natürlich auch die Technik des Flößens sehr spannend. Beim Flößerfest, das alle zwei Jahre stattfindet, kann man das dann auch live erleben.

RED.: Wie und wo kann man denn, das Flößerfest einmal ausgeschlossen, sonst der Flößertradition näherkommen?

MS: Bei vielen historischen Festen, so zum Beispiel auch beim Festzug zum Canstatter Wasen, nehmen wir Teil. Zudem veranstalten wir regelmäßig Führungen, da kann jeder teilnehmen. Entweder in einer öffentlichen Führung oder gerne auch nach Anmeldung. Für kleinere Gruppen wie zum Beispiel Pfadfinder veranstalten wir auch 3-Tages-Kurse, da wird dann ein eigenes kleines Floß gebaut und gefahren. Unsere Gäste kommen aus dem In- und Ausland. Sogar die Niederländische Botschafterin hatten wir mal zu Gast.

RED.: Das passt ja ganz gut, nicht?

MS: Allerdings, schließlich war Holland ja früher der größte Abnehmer für das heimische Holz – der Bahnhof von Amsterdam beispielsweise steht auf 2.600 Schwarzwaldtannen.

RED.: Immer noch? Müssen die nicht mal nach so vielen Jahren – oder Jahrhunderten – ersetzt werden?

MS: Nein, eigentlich nicht. Die Stämme müssen nur tief genug im Wasser stehen, dann faulen sie nicht. Heute würde man wohl sagen: echte Schwarzwald- Qualität!

RED.: Herr Spreng, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Fahrspaß mit den Hot Rods im Schwarzwald

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Outdoor

Hot Rods im Teinachtal

Corinna David

Autor: Corinna David

8. Februar 2021

Den Schwarzwald im Mini Cabrio entdecken

Die 13,5 PS starken Hot Rods sind ein absoluter Geheimtipp im Nördlichen Schwarzwald. Du erlebst einhundertprozentigen Fahrspaß und ein unvergessliches Erlebnis. Ungefedert, dafür aber mit Wind im Gesicht und echtem Straßenfeeling, entdeckst du den Nördlichen Schwarzwald aus einer ganz anderen Perspektive. Mit einem Tourenführer und in Gruppen von zwei bis acht Personen entdeckst du die Täler und Höhen unserer sagenhaften Landschaftsformen.

 

Vorbei an den Highlights der Region oder auf Nebenstraßen. Du hast eine Auswahl an verschiedenen Touren zur Verfügung. Gerne auch erstmal die einstündige Schnupperfahrt um dich zu aklimatisieren. Alle Touren starten auf dem Farrenhof in Sommenhardt. Hier kannst du auch buchen und es dir im Anschluss noch gemütlich machen. Der kleine Mini-Biergarten oder der umgebaute Keller laden zu einer Brotzeit ein. Wann kommst du?

 

 

Rund ums Heidelbeerdorf

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Outdoor

Heidelbeerdorf im schwarzwald

Corinna David

Autor: Corinna David

8. Februar 2021

Heidelbeeren soweit das Auge reicht

Der Heidelbeerkönig und die Kräuterqueen

„Ich steh gerade mitten im Wald“. Die Sorge von Revierförster Waidelich um seinen Empfang ist unbegründet, der Heidelbeer-Experte ist gut zu verstehen.

Herr Waidelich, darf man Heidelbeeren einfach so sammeln?
„Ja, laut Waldgesetz ‚in ortsüblichem Umfang‘. Bei uns hier ist das ziemlich viel (lacht). Ich habe früher mit meinen 5 Geschwistern und meiner Mutter 1-2 Zentner pro Tag gesammelt.“

 Wann ist die beste Zeit dafür?
„Eigentlich Ende Juni bis Anfang August. Je nach Klima kann es aber auch sein, dass innerhalb von 2 Wochen alles rum ist.“

 Ihr persönlicher Lieblingsplatz?

„Die Heidelbeerplattform! Sie hat einen tollen Ausblick und man sitzt unter fast 300 Jahre alten Kiefern. Das ist was Außergewöhnliches. Sehr einfach, sehr ruhig.“

Heidelbeerdorf Enzklösterle

Bist du auch ein Fan dieser kleinen blauen saftigen Beere? Kennst du dich aus, wie man sie findet, wo sie gern wächst und was alles aus ihr zubereitet werden kann? Bist du auf der Suche nach einem schönen Geschenk? Hier im Heidelbeerdorf Enzklösterle wird dir die Beere in vielen Varianten begegnen!

Erlebe spannende Geschichten rund um die Beere und um ihre wirtschaftliche Bedeutung. Wie viel Geld konnte mit der Heidelbeerernte verdient werden, wie wurden sie überhaupt geerntet und was hat es mit den sogenannten „kleinen Heidelbeerkriegen“ auf sich?

Im Heidelbeerdorf findet jährlich auch die Heidelbeerwoche mit dem Heidelbeerfest statt. Dann erwarten dich großartige Veranstaltungen und Köstlichkeiten rund um das blaue Gold! Verpasse es nicht, den Heidelbeerweg zu laufen, Wissenwertes rund um die Beeren zu erfahren oder eine Schwarzwälder Heidelbeertorte zu genießen!