"Stäffele nuff" - Der Teinacher

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Essen & Trinken

Wanderweg und Mineralwasser zugleich

Ancia Kirr

Autor: Ancia Kirr

8. Februar 2023

Spannende Vergangenheit, idyllische Täler, unverfälschte Natur – das sind die Merkmale des Premiumweges „Der Teinacher“.

Wir starten am Freibad Parkplatz am Ortseingang von Bad Teinach auf den 11,5 km langen Premiumweg. Bereits nach wenigen Metern werden wir auf dem Beerenweg von viel Natur und schönen Ausblicken in das romantische Teinachtal belohnt. Die Jahrhundertbank lässt erahnen, dass hier schon viele Menschen Heilung erfahren haben. Ein super Stopp für eine erste kleine Trinkpause.

Das Teinachtal begleitet uns noch eine geraume Zeit bis wir über naturbelassene Trittsteine den Bach überqueren. Eine große Wiese lädt auch hier wieder zum Verweilen ein, während wir fröhlich in der Teinach die Füße abkühlen. Weiter geht es in Richtung Mathildenstaffeln, ein Highlight des Genießerpfades! Auf dem Weg kommen wir an einer besonderen Sitzbank vorbei. Daneben steht eine aus holzgeschnitzte Teinach Falsche in einer beachtlichen Größe! Durch eine kleine Öffnung bedienen wir uns am frischen Trinkwasser von Teinacher.

Die Mineralbrunnen Teinach GmbH ist ein regionales Markenunternehmen und produziert alkoholfreie Getränke. Das Genussthema als Quell-, Trink- und Heilwasser begleitet uns den ganzen Weg entlang. Was für eine großartige Idee!

Nach einer kurzen Pause geht es weiter. 600 steinerne Stufen warten auf uns. Die Mathildenstaffeln ist eine historische Anlage und führen uns auf die Höhen um Emberg, entlang an beeindruckenden Felsformationen und dunklen Wäldern.

Diese historische Anlage wurde benannt nach der Königin Charlotte Auguste Mathilde von Württemberg (1766 – 1828) – der ersten Königin des Landes. Zwischen 1818 und 1828 besuchte sie jährlich das Teinacher Bad. Als Zeichen der Wertschätzung vermachte sie dem Ort eine Stiftung, aus deren Ertrag jährlich 50 Gulden zur Abhaltung des traditionellen Jacobifestes (heute besser bekannt als Hahnentanz und Lichterfest) bestimmt waren.

Schwarzwald Blog Wandern Der Teinacher

Beim angelegten „Teinacher Aussichtspunkt“ überrascht nicht nur der interessante Blick auf die Abfüllanlage, sondern auch das Teinacher Mobiliar. Weiter geht es auf der Emberger Höhe bis wir über die Winterhalde hinab in die Wolfsschlucht laufen. Über das Feierabendbrückle läuft der verwunschene Pfad und hoch zur Schlossberghütte. Hier kehren wir definitiv ein!

Die Hütte, die im Blockhausstil gebaut wurde, zeichnet sich dabei durch eine urige, aber moderne Atmosphäre aus und ist ein Vorbild für Nachhaltigkeit und Regionalität. So wurden für den Bau der Schlossberghütte Weißtannenstämme aus dem Stadtwald Bad Teinachs verwendet und symbolisieren damit die Verbundenheit und Zugehörigkeit zum Teinachtal. Mit regionalen und typisch schwäbischen Gerichten werden wir richtig verwöhnt und genießen den Blick ins Teinachtal von der Sonnenterrasse aus.

Nach einer ausgiebigen Pause führt der Weg über weitere Sandsteinstufen hinauf in das alte romantische Städtle Zavelstein mit Burgruine. Vorbei am Berlins Krone Lamm kommen wir auf den Zavelsteiner Marktplatz. Hier lassen wir uns das leckerste Eis des Cafe Zavels nicht entgehen!

Durch das historische Städtle mit Fachwerkhäusern gelangen wir an die Burgruine. Zu erkennen sind noch die beiden Halsgräben, die Toranlage, die Palastruine, ein Kellergewölbe, Teile der Schildmauer, sowie weitere Mauerreste von Bering und Zwingeranlage. Der 28 m Bergfried kann bestiegen werden mit einen gigantischen Rundblick über den Schwarzwald. Das lohnt sich, die vielen Stufen in Kaufen zu nehmen.

Ein schöner Wegabschnitt steht bevor. Den Burgweg nehmen wir hinab ins Teinachtal. Er wird auch „Zick-Zack-Wegle“ bei den Einheimischen genannt. Durch den mystischen Wald, vorbei an tollen Felsformationen überrascht uns ein Gebäude in einem besonderen Baustiel, die Adolfshöhe.

Den Abschluss dieser erlebnisreichen Wanderung bildet ein direkt an der Teinach entlangführender Pfad, der Ruhe, Natur und Ursprünglichkeit verspricht. Eine durchaus anspruchsvolle Genusswanderung, mit hohem Erlebnisfaktor.

Für Kinderwagen ist die Tour nicht geeignet.  Die Tour ist geeignet für Kinder ab 10 Jahren geeignet.

Große Liebe "Wald"

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Outdoor

Forstrevierleiter Stefan Waidelich erzählt...

Vanessa Lotz

Autor: Vanessa Lotz

24. Januar 2023

Natur, Radfahren, Sportliches

Hallo Herr Waidelich! Bitte stellen Sie sich und Ihre Tätigkeit kurz vor!

Ich komme gebürtig aus Enzklösterle und bin 57 Jahre alt. Nach dem Abitur habe ich an der Hochschule in Rottenburg mein Studium der Forstwirtschaft absolviert. Durch die sehr praxisorientierte Ausbildung in verschiedenen Revieren im Nordschwarzwald und im Stromberg wurden wir optimal auf unsere Arbeit als Förster im Wald vorbereitet. Nach kurzer Wanderlehrzeit als Privatwaldsachbearbeiter am damaligen Forstamt in Schönmünzach, wurde mir eines der interessantesten Reviere im Nordschwarzwald übertragen. Hier bin ich nun seit über 30 Jahren in meinem Heimatort tätig. Die Bewirtschaftung der Wälder mit all ihren gesetzlich festgelegten wichtigen Schutz-, Nutz- und Erholungsfunktionen liegt mir besonders am Herzen. Dabei spielt für mich die Weiterentwicklung der wertvollen Wertkiefer des Enztals eine zentrale Rolle meines Schaffens.

Was hat Sie dazu bewogen, Förster in Enzklösterle zu werden?

Schon als kleiner Bub mit 7 Jahren durfte ich mit meinem Vater, der selbst ein halbes Jahrzehnt Haumeister am badischen Kaltenbronn war, mit der Axt im Wald mitarbeiten. Geprägt durch unser Elternhaus hat der Waldvirus auch zwei meiner drei Brüder angesteckt, die ebenfalls als Förster im Nordschwarzwald ihre Spuren hinterlassen. Ich denke meine große Liebe zum Wald und insbesondere zum Nordschwarzwald hat sich entwickelt durch das Spielen im Wald als Kleinkinder, die Ferienarbeit im Wald, das Heidelbeersammeln sowie mein Skilanglauftraining, das vor allem im Wald stattfand. Man kann sagen, ich habe bereits in jungen Jahren mehr Zeit im Wald als im Bett verbracht. Dass ich nun in meiner Heimat bereits seit über 30 Jahren in meinem Traumrevier tätig sein darf, ist ein großer Glücksfall und ein Geschenk, das ich täglich schätze.

Auch in Ihrer Freizeit sind Sie gerne aktiv unterwegs, testen zum Beispiel verschiedene zertifizierte Wanderwege. Wie sieht also für Sie die optimale Wandertour aus, was braucht es dafür?

Das stimmt, ich bin mit meiner Frau fast jeden Premiumwanderweg im Schwarzwald bereits gelaufen. Um sich neue Anregungen zu holen und die Umsetzung der Wanderkriterien mit Bewertung beispielhaft an anderen Premiumwanderwegen zu erkunden, ist es unerlässlich zu spionieren. Nicht immer deckt sich die Bewertung der zertifizierten Wanderwege mit meinem subjektiven Eindruck eines aus der Masse herausragenden Wanderweges.

Zentrale Elemente einer optimalen Wandertour sind nicht nur die Vielfalt an Wegbelägen mit möglichst hohem Anteil an naturbelassenen Pfaden, sondern auch die Vielfalt an vorbeiziehenden Waldbildern in Verbindung mit den unterschiedlichsten Landschafts- und Kulturelementen. Erlebnisreiche, aber auch sehr ruhige Passagen bilden den Stoff, aus dem eine wunderbare Tour entsteht.

Passend dazu: Verraten Sie uns Ihre Lieblingswandertour in der Region?

Nach wie vor ist der Heidelbeerweg mein Lieblingswanderweg in der Region.

Praktisch täglich bewege ich mich schon rein beruflich auf Teilen des Weges und ich entdecke und erlebe nach vielen Jahren immer noch Neues auf dem Premiumweg.

Auch der neu errichtete Qualitätsweg um Aichelberg bietet faszinierende Wegabschnitte im Kälbertal mit wild gewachsenen Bäumen und alten Wässerungsgräben, vergleichbar den Waalwegen Südtirols.

Und last but not least ist der Steg am Wildseemoor nicht nur das Aushängeschild und Highlight der Region, sondern auch mein ganz persönlicher und emotionaler Energieort.

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Als Förster haben Sie teilweise eine andere Sichtweise auf die Dinge: Wie verträglich ist Tourismus und Natur in Ihren Augen? Und was könnte/sollte verbessert werden?

In den letzten Jahren hat sich vieles verändert. Die Menschen sind mobiler im Wald unterwegs. Mit dem E-Bike sind heute die entlegensten Gebiete zu erreichen, in die früher kaum jemand gekommen ist. Hinzu kommen Freizeittrends wie Schneeschuhwandern oder Geocaching. Die Coronapandemie hat diese Entwicklung verstärkt. Umso wichtiger ist es, die Waldbesucher mit attraktiven Angeboten dorthin zu lenken, wo dies natur- und umweltverträglich sind.

Forst BW ist es wichtig, auch im Bereich der Erholungsfunktion Angebote zu schaffen und Projekte zu unterstützen, die zu einer sinnvollen Lenkung der Waldbesucher beitragen. Störungsempfindliche Tierarten brauchen Rückzugsgebiete, welche nicht bzw. behutsam touristisch erschlossen werden dürfen. Besonders kritisch wird es, wenn in diesen Bereichen die Waldbesucher die Wege verlassen.  Je besser die Angebote sind, die wir schaffen, also je attraktiver ein Weg ist, desto weniger Gründe gibt es, diesen zu verlassen oder eigene Wege zu gehen. Darin sehe ich also eine große Chance.

Haben Sie Wünsche und vielleicht auch weitere (Projekt-) Ideen für die Wanderregion Nördlicher Schwarzwald?

Ein weiteres großes Projekt ist ein in Planung befindlicher neuer Premiumwanderweg, der sich zurzeit in der Genehmigungsphase befindet. Dieser Prozess ist durch die Abstimmung mit ForstBW als Eigentümer auf großer Fläche, Naturschutz, Wasserwirtschaft und den Landratsämtern Calw und Freudenstadt sehr zeitintensiv und aufwändig. Die Gemeinde Enzklösterle möchte einen zweiten Premiumwanderweg in seinen Ortsteilen Gompelscheuer und Poppeltal schaffen, um noch attraktiver und intensiver für den Tourismus im Oberen Enztal werben zu können.

Um noch nicht zu viel zu verraten; es wird ein Pfad zu den Quellen der Enz, der als Novum bei Premium Wanderwegen in drei Schleifen ausgebaut werden soll.

Unser Newsletter stellt Personen mit besonderem Engagement im Bereich Wandern vor. Wer darf, Ihrer Meinung nach, dabei nicht fehlen?

In erster Linie muss hier Herr Bertsch aus Enzklösterle genannt werden.

Als Wegewart der Ortsgruppe Bad Wildbad im Schwarzwaldverein betreut und pflegt er in vorbildlicher Art ein riesiges Wanderwegenetz- unter anderem die Wege in und um Enzklösterle. Am Wochenende sieht man unseren „grünen Engel“ im typischen Outfit mit Freischneider am Arm, um die Wege offen zu halten oder mit Reinigungsgeräten, um die Wegmarkierungen zu säubern. Immer mit dem Blick zur attraktiveren Gestaltung unserer Wanderregion. Er leistet eine fantastische Arbeit in unschätzbarem Ehrenamt für die Touristik der gesamten Region und ist Ansprechpartner in allen Belangen des Wanderns für Wanderer, Gemeinde und Forst BW.

Herzlichen Dank Thomas.

Vielen Dank für dieses Interview und Ihre spannenden Ausführungen! Wir verfolgen gerne die weiteren Fortschritte zum neuen Premiumwanderweg und freuen uns bereits auf unser nächstes Interview mit Herrn Bertsch.

Ihnen Alles Gute und weiterhin so viel Freude und Motivation in Ihrem Beruf und für die anstehenden Projekte! Es ist großartig, so engagierte Menschen wie Sie da draußen zu haben, die unsere Gäste und Einheimische begeistern können!

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Nachhaltig Beeindruckt

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Nachhaltigkeit & Mobilität

Meine Reise von Hamburg in den Nördlichen Schwarzwald

Evelyn Narciso

Autor: Evelyn Narciso

19. Dezember 2022

Nachhaltiges Reisen ist heute mehr als nur ein Trend und bezieht sich längst nicht mehr nur auf die Anreise. Doch gerade bei Reisen in Nationalparks oder ländlichen Gegenden kommen Reisende häufig schon in dieser ersten Instanz an ihre (mobilen) Grenzen: Wie geht es weiter, wenn der Fernbahnhof erreicht ist? Ein Paradebeispiel für nachhaltiges Reisen, ohne Frust und Komplikationen war meine Tour in den Nördlichen Schwarzwald.

Direkt vor meiner Hamburger Haustür sprang ich in den Zug, der mich zunächst auf direktem Weg nach Karlsruhe brachte, wo ich in die Regionalbahn nach Pforzheim stieg. Dort wartete die Kulturbahn auf mich, die das gesamte Nagoldtal von Pforzheim bis nach Horb am Neckar und Tübingen verbindet. Eine Vielzahl der über 1.400 Kilometer Wanderwege im nördlichen Schwarzwald starten an einem der Bahnhöfe. Meine Unterkunft lag jedoch nicht an der Bahnstrecke. Kein Problem, denn in Calw stieg ich auf Carsharing um. Mit dem Elektroauto, welches es ab 7,90 EUR/Stunde, für 49,90 EUR/Tag oder 89,90 EUR für das ganze Wochenende zu mieten gibt, konnte ich meine Reise ganz individuell gestalten. Neben zahlreichen Ladestationen bieten auch viele Hotels eine kostenlose Lademöglichkeit an.

Für meine Mobilität im Nördlichen Schwarzwald war also gesorgt und doch gab es eine kleine Herausforderung: Ich hatte mich für eine Wanderung entschieden, die mich von Wildberg über 16 traumhaft schöne Wanderkilometer durch dichte Wälder, weite Wiesen, an Bächen entlang und Burgen vorbei nach Calw führte. Wie sollte ich von dort zurück zum Hotel gelangen? Es war viel einfacher als gedacht. Ich stieg zunächst in die Kulturbahn bis Wildberg, wo mich kurze Zeit später der Rufbus abholte – eine Institution, für die ich Tag ein, Tag aus Beifall klatschen könnte. Der Rufbus verkehrt, wie ein normaler Bus, zu ausgewiesenen Fahrplanzeiten, jedoch nur, wenn er wirklich gebraucht wird. Fahrgäste melden sich eine Stunde vor Fahrtantritt online oder per Anruf an. Der Bus fährt dann nur die Streckenabschnitte, die tatsächlich benötigt werden. Für die Verkehrsbetriebe ist das viel wirtschaftlicher und für die Umwelt viel schonender als der reguläre Linienverkehr, in dem es zu Leerfahrten kommen kann – und für mich war es herrlich entspannt und einfach.

Neben der Möglichkeit beim Transport auf Umwelt zu achten, bietet der nördliche Schwarzwald zudem vielen Wanderungen an, bei denen nicht nur die Schönheit der Natur, sondern auch ihre Entwicklung bewundert werden kann. Bei der GeoTour in Wildberg entdeckte ich zum Beispiel während meiner 3,7 Kilometer langen Tour durch die malerische Lützenschlucht Zeugen gleich mehrere geologische Zeitalter. Die Steine und ihre Geologie erzählen Geschichten über die Region und ihre Entwicklung. Geschichten vom Wandel, den auch wir selbst positiv beeinflussen können, indem wir beim Reisen auf Nachhaltigkeit achten.

Hier geht’s zum kompletten Reisebericht des Landmeedchens!

Bilder: Landmeedchen / Evelyn Narcisco

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Lebensraum Wild

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Natur & Tourismus

Interview mit Fortsrevierleiter Andreas Wacker

Corinna David

Autor: Corinna David

19. Dezember 2022

Corinna David: Wir befinden uns auf dem Sommerberg in Bad Wildbad, einem der bekanntesten touristischen Orte im Schwarzwald. Hier haben sich in den letzten Jahren starke Veränderungen vollzogen. Es wurden große touristische Angebote wie Baumwipfelpfad, Hängeseilbrücke, AbenteuerWald etc. geschaffen. Wir treffen uns hier mit Andreas Wacker, dem Forstrevierleiter. Er ist zuständig für alle Belange dieses Gebietes und außerdem seit Kurzem mit der Rotwildschutzzone, einem in Baden-Württemberg einmaligen Projekt, beauftragt, das ca. 50 ha Wald umfasst.

Warum braucht es eine Rotwildschutzzone auf dem Sommerberg? Und was versteht man darunter?

Andreas Wacker: Neben den bekannten heimischen Wildarten gibt es auf dem Sommerberg noch einige besondere Bewohner. Wolf und Auerhuhn sind zwar eher seltene Gäste, das Rotwild dagegen fühlt sich in den Wäldern hier oben sehr wohl und ist auch zahlreich vertreten. Um das Ruhebedürfnis der Tiere durch die Besucherströme nicht noch weiter einzuschränken, haben wir uns entschlossen, ein Wildruhegebiet einzurichten. Dort halten wir zukünftig Jagdruhe und es gilt ein Betretungsverbot

Wie können Bürger und Touristen dieses Gebiet erleben oder davon erfahren? Gibt es Beschilderungen, die darauf hinweisen?

AW: Es gibt Infotafeln an den Hauptwanderwegen und am Rande des Schutzgebiets. Auf den Schildern wird erklärt, warum wir ein Betretungsverbot für die Flächen erlassen haben und was das Besondere an diesem Wald ist. Es wird beschrieben, wie man sich in der Natur verhalten sollte, um Wildtiere möglichst nicht zu stören. Zusätzlich erhält man kurze Infos über die Stadt Bad Wildbad und den Nordschwarzwald.

Der Nördliche Schwarzwald ist als Nachhaltiges Reiseziel zertifiziert. Was verstehen Sie unter naturverträglichem Tourismus?

AW: Naturverträglicher Tourismus bedeutet für mich, dass die touristische Entwicklung die Belange des Naturschutzes widerspiegelt. Idealerweise werden Bereiche gebildet, die zum einen den Naturschutz, und zum anderen den Tourismus als Schwerpunkt abbilden. Nach meiner Auffassung ist uns dies auf dem Sommerberg gut gelungen.

Was für ein Verhalten wünschen Sie sich von Touristen, oder allen, die in ihrem Wald unterwegs sind? Braucht es besondere Besucherlenkungsmaßnahmen auf dem Sommerberg?

AW: Ich wünsche mir, dass sich ein Besucher in der Natur als Gast fühlt und sich entsprechend verhält. Die allermeisten verhalten sich auch so und sind sich ihrer Rolle bewusst. Trotzdem gibt es immer mal wieder Probleme mit Mitmenschen, die den Wald als Müllkippe oder als Rennstrecke sehen. Das sind zum Glück aber nur Ausnahmen.

Die Besucherlenkung auf dem Sommerberg ist für uns sehr wichtig. Wir versuchen damit, diejenigen Bereiche zu schützen, in denen der Naturschutz für uns im Vordergrund steht.

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Schwarzwald Blog Wildruhezone Andreas Wacker

Außer der Rotwildschutzzone gibt es noch andere Herausforderungen wie die Klimaveränderungen. Wie bereiten Sie den Wald und die Menschen, die hier leben, darauf vor?

AW: Das ist eine sehr schwierige Aufgabe! Wir wissen, dass bestimmte Baumarten mit der Erderwärmung nur schlecht zurechtkommen. Dazu zählt beispielsweise die Fichte. Deshalb versuchen wir auch sie auf Dauer durch klimaresiliente Baumarten zu ersetzen. Ob uns das gelingt und wie sich unser Wald in 100 Jahren zeigen wird, weiß ich nicht.

Was hat es mit der besagten Hirschdame Alicia auf sich?

AW: Mila Alice” ist eine Hirschkuh, die auf dem Sommerberg lebt. Sie wurde am 12. Dezember 2017 im Rahmen der Rotwildkonzeption mit einem Sender-Halsband versehen, wodurch wir über zwei Jahre hinweg Daten zu ihren Bewegungsräume und ihren Verhaltensweisen erhielten. Im Jahr 2019 wurde der Sender entfernt, aber wegen der zwei gelben Ohrenmarken ist „Mila Alice“ noch heute gut erkennbar. Immer wieder kann man sie auf dem Sommerberg beobachten, meist in den Wäldern um den Auchhalder-Kopf.

Als Abschlussfrage – wo geht jemand, der so stark mit Wald und Tieren verwurzelt ist, privat in Urlaub?

AW: Kurzurlaube verbinde ich oftmals mit einem Besuch bei Freunden, wobei der Wald dann aber immer auch irgendwie eine Rolle spielt. Um richtig abzuschalten, fahre ich ans Meer, meist an die Adria nach Kroatien. Das gelingt mir dort ganz gut, vorausgesetzt das Handy bleibt in dieser Zeit aus!

Danke für das Gespräch!

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Abkühlen & Durchatmen

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Natur & Erholung

Wohltuender Nördlicher Schwarzwald

Andreas Steidel

Autor: Andreas Steidel

15. Dezember 2022

Sprudelnde Bäche und ein kühler Luftzug: In Zeiten des Klimawandels und großer Hitzewellen bekommt der Begriff der Sommerfrische im Nördlichen Schwarzwald plötzlich eine ganz neue Bedeutung.

Fröhlich plätschert die Eyach zwischen alten Erlen und Silberweiden hindurch. Ein naturbelassener Fluss, der von schattenspenden Uferbäumen gesäumt wird. Das Wasser springt über Geröllsteine, formt kleine Kaskaden, versprüht seinen feuchten Dunst in die sattgrüne Umgebung. Eine Wohltat vor allem bei sommerlichen Temperaturen. Hier kann man auch bei großer Hitze noch etwas unternehmen, ein Rückzugsort für heiße Hundstage, die es auch in Deutschland zunehmend häufiger gibt. Immer öfter suchen Menschen diese Oasen der Frische, kleine Wald- und Wildnisinseln, in denen die Natur noch Natur sein darf.

Der Nördliche Schwarzwald ist eine gesegnete Gegend. Hier fallen die Niederschläge etwas üppiger aus als in den meisten anderen Regionen Deutschlands. Ein dichtes Netz von natürlichen Bächen und Flussläufen durchzieht die Landschaft. Die 18 Kilometer lange Eyach gehört dabei zu den schönsten und ursprünglichsten Fließgewässern im Schwarzwald.

Ein kleiner Pfad begleitet sie. Entlang eines rauschenden Baches zu wandern ist eine Wohltat für Körper und Seele. Hier kann man durchatmen und abschalten, die Hektik und Hitze der Großstadt hinter sich lassen und eine weite ursprünglich gebliebene Landschaft mit allen Sinnen genießen. Es gibt so unendliche viele dieser Wasserwege in den Seitentälern von Enz und Nagold. Die Eyach fließt irgendwann in die Enz und gehört zum heilklimatischen Kurort Dobel. Eine Idylle der Natur, die sich zwischen Schwarzwaldtannen auf einem Hochplateau ausbreitet. Zertifizierte Guides nehmen ihre Gäste auf kleine Entdeckungsreisen mit. Was tut mir wirklich gut und wie kann ich mein Immunsystem stärken?

Schon die alten Mönche wussten, wie vorteilhaft es sich im Nördlichen Schwarzwald leben lässt. Vor knapp 900 Jahren kamen die Zisterzienser nach Herrenalb, gründeten dort ein Kloster und nutzten den Wasserreichtum für ihre Landwirtschaft und Fischzuchten. Irgendwann fiel es den Menschen auf, dass das Wasser nicht nur üppig an der Oberfläche fließt, sondern auch warm aus der Tiefe kommt. Früh reisten die Herzöge aus Württemberg in das Tal der Teinach und ließen sich von den dortigen Quellen kurieren. So entstand ein wahrhaft königliches Bad, in dem sich noch heute die Menschen verwöhnen lassen.

Deutschland ist ein dichtbesiedeltes Land. Durchzogen von Straßen, Gewerbegebieten und Wohnsiedlungen. Das alles endet im Nördlichen Schwarzwald irgendwann. Je tiefer man in die Landschaft hineinkommt, desto ruhiger wird es. Kilometerweit nichts als Tannen, Buchen und saftige Wiesen. Inmitten der natürlichen Wälder haben einige der letzten Hochmoore in Deutschland überlebt.

Rund um Bad Wildbad kann man den Schwarzwald förmlich riechen. Auf einem Baumwipfelpfad durch die Kronen der Schöpfung spazieren. Kaum eine Gegend in Deutschland hat einen höheren Waldanteil, nur unterbrochen von kleinen Städten, Dörfern und Weilern. Nach Bad Wildbad kommen die Gäste schon seit Jahrhunderten. Wie ein grüner englischer Garten säumt der Kurpark die Ufer der wildromantischen Enz. Zuweilen vergisst man völlig, dass diese Landschaft einst ja von Menschen gestaltet wurde. Die Gäste verlieren sich in der Weite des Parks, treffen sich erst am Abend wieder, wenn sie in das wohlige Wasser des Palais Thermal eintauchen. Das Bad ist ein Märchen aus Tausendundeinernacht, ein im maurischen Stil gehaltenes Ensemble, das heute wie damals die Urlauber betört.

Schon vor 500 Jahren weilte der berühmte Arzt Paracelsus im Tal der Nagold. In Liebenzell stieß er auf eine Vielzahl natürlicher Quellen, deren wohltuende Wirkung er in seinen Aufzeichnungen festhielt. Eine moderne Therme trägt dort heute seinen Namen, bis zu 8000 Jahre alt ist das kostbare Wasser, das dort aus dem Boden strömt. Man kann spazieren und sinnieren. Im Sophi-Park an der Nagold philosophischen Gedanken nachhängen und die dazu passenden Skulpturen bestaunen. Im alten Badhaus gibt es Feines von der Kaffeetafel, mit 26 Grad kommt hier das Wasser aus der Erde und umschmeichelte die Besucher aus nah und fern.

Ein Urlaub in der Natur des Nördlichen Schwarzwalds kann einfach himmlisch sein. Das gilt ganz besonders für den Moment der Besteigung des Aussichtsturmes in Schömberg: „Himmelsglück“ heißt er, ein 50 Meter hohes Wunderwerk aus Naturholz. Oben steht man irgendwie über den Dingen. Ein kräftige Brise Höhenluft umweht die Nase, Raubvögel ziehen ihre Kreise, in den Zweigen der Bäume singen die Vögel ihr fröhliches Lied. Ein Moment zum Innehalten und genießen einer Landschaft, in der man den Alltag ein paar sommerfrische  Tage lang hinter sich lassen kann.

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Über Höhen, Täler, Stock und Stein

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Mehrtageswanderung

Auf Stiefelreise im oberen Nagoldtal

Leonie Peichl

Autor: Leonie Peichl

27. Juni 2022

Habt ihr auch manchmal das Gefühl im Alltag geht alles zu schnell und man hat manchmal gar keine Zeit abzuschalten? Zwischen Arbeit und Freizeit ist man eigentlich nur auf Achse?

Dann seid ihr hier genau richtig! Die 3-Etappen Wanderung „Oberes Nagoldtal“ führt euch über verschlungene Pfade durch unberührte Natur und hilft dabei den Kopf mal so richtig freizubekommen.

Von Calw aus startet unsere erste Etappe, umgeben von alten Fachwerkhäusern und dem Ambiente der Hermann Hesse Stadt. Mit den hübschen kleinen Gässchen bietet Calw einen optimalen Start in die nächsten Tage.

Die Motivation ist hoch! Schließlich liegen drei Tage Wald, Wandern und Natur pur vor uns. Wir verlassen Calw und das rege Treiben des Städtchens einigermaßen zügig und bald empfängt uns die Stille der Natur. Man hört nur noch das Rascheln der Bäume und Knacken der Äste und Blätter unter unseren Schuhen und ab und zu zwitschert ein Vogel. Nicht weit von Calw entfernt erreichen wir den Kletterfelsen am Öländerle, wo sich ein paar sportlich ambitionierte Kletterer die Felsen entlanghangeln.

Von hier aus geht es ziemlich konstant bergauf und bald spüren wir zwar jeden Knochen aber merken, dass der Kopf mit jedem Schritt freier wird. Angekommen am Holzbronner Augenblick, einem Aussichtspunkt, von dem man einen wunderbaren Weitblick Richtung Teinachtal und über die bewaldeten Hängen genießen kann, verschnaufen wir kurz.

Nach weiteren Kilometern durch die Natur erreichen wir den kleinen Gültlinger Stausee, am liebsten würde ich sofort mit all meinen Klamotten hineinspringen, um mich abzukühlen. Ein Blick in die Wanderapp zeigt aber: Wir haben erst die Hälfte geschafft. Also nur kurz durchatmen und dann geht es weiter. Ab hier läuft der Weg durch eine der schönsten Heidenlandschaften, mit weiten Feldern und Wiesen, in der wir bisher gewandert sind! Hier kommen wir nun deutlich zügiger voran und bald machen wir uns auch schon an den Abstieg Richtung Wildberg.

Das kleine Städtchen empfängt uns mit schmalen Gässchen und schönen alten Häusern. Auch die Wildberger Kloster Anlage, die bis zurück ins 13. Jahrhundert datiert, ist eine Erkundungstour wert. Wildberg ist außerdem bekannt für seine Schäfer Tradition, die als UNESCO Weltkulturerbe ausgezeichnet wurde.

Ziemlich erledigt erreichen wir unser Hotel für die Nacht und sind froh die Beine hochlegen zu können und uns heute nur noch ins Restaurant bewegen zu müssen, um unsere Kraftreserven wieder aufzutanken.

Der zweite Tag steht an! Zwar sind wir nach dem Abendessen fast zu müde gewesen, um das Licht im Zimmer auszumachen, aber dafür war der Schlaf nach einem so aktiven Tag einfach himmlisch! Also ab in de Wanderschuhe und nach einer Stärkung geht es los auf die nächste Etappe. Diese führt uns von Wildberg nach Berneck und es liegen knackige 25km vor uns.

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Wir schultern also unsere Rucksäcke und auf geht’s!

Der erste knackige Anstieg erfolgt direkt, so kommen wir auch ziemlich zügig ins Schwitzen. Oben angekommen wird man aber direkt mit tollen Ausblicken in Richtung Hornigsrinde belohnt und kann bei einem etwas stetigeren angenehmeren Steigungsverhältnis einige schöne Kilometer am Gäurandweg zurücklegen. Die Weitblicke über die Hänge verleihen nahezu Flügel und so erreichen wir zügigen Schrittes den Abstieg Richtung Nagold. Hier empfängt uns eine belebte hübsche Innenstadt mit Cafés, Restaurants und einer Fußgängerzone, die zum Bummeln einlädt. Wir entscheiden, eine kurze Pause einzulegen und entspannen etwas im Stadtpark Kleb, der eine hübsche Wohlflühloase direkt an der Nagold bietet. Nach einer Stärkung machen wir uns an den Anstieg hinauf zur Burgruine Hohennagold, bei der wir einen weiteren Abstecher durch die alten Gemäuer machen, bevor wir uns der zweiten Hälfte des Weges widmen.

Weiter geht es immer entlang der Nagold und der Rest der Tagesetappe bleiben wir von kräfteraubenden Anstiegen verschont. Wir laufen vorbei an der Monhardter Wasserstube, einem historischen Überbleibsel der Flößerkultur. Von hier aus schlängelt sich unser Weg weiter durch den Wald, bis wir das beschauliche Städtchen Berneck erreichen, das mit seiner markanten Schildmauer schon aus der Ferne erkennbar ist.

Empfang habe ich hier mit meinem Handy zwar nicht mehr, aber das macht zum Glück nichts, da die Wegweiser und die Beschreibungen der Etappen die wir zur Verfügung gestellt bekommen haben, völlig zur Orientierung genügen. Und so tut mir der kleine Handy Entzug auch definitiv ganz gut, mein Kopf ist auf jeden Fall so frei wie schon lange nicht mehr!

Auch in dieser Nacht fallen wir nach dem Abendessen wieder wie Steine ins Bett und wachen erst am nächsten Morgen mit knurrendem Magen auf. So viel Bewegung an der frischen Luft ist ganz schön anstrengend!

Die letzte Etappe, die uns wieder zurück nach Calw führen soll, ist mit 22km die kürzeste Etappe der Tour, vielleicht auch ganz gut so, denn der Muskelkater macht sich so langsam bemerkbar. Wir starten von Berneck und folgen den Wegen kilometerlang durch den Wald, ohne überhaupt andere Wanderer zu treffen, die Stille und die Geräusche des Waldes versetzen mich fast in einen meditativen Zustand und die ersten 10km vergehen beinahe wie im Flug.

Als wir Unterhaugstett erreichen, treffen wir zum ersten Mal wieder auf andere Wanderer, mit denen wir uns kurz unterhalten, man hat uns unsere Erschöpfung wohl doch angesehen! Aber schlappmachen gibt’s nicht, also machen wir uns bereit für den letzten knackigen Anstieg der Tour und gelangen so schließlich zur Burgruine Zavelstein, von wo wir noch einmal mit grandiosen Schwarzwaldpanoramen verwöhnt werden. Auch hier gönnen wir uns eine kleine Verschnaufpause und genießen in dem schnuckeligen Altstädtchen noch einen Kaffee und Kuchen, bis die letzten Kilometer bewältigt werden.

Von Zavelstein folgen wir dem Qualitätswanderweg Wasser-Wald-und-Wiesenpfad durch die duftenden Wälder bis wir den Calwer Stadtgarten erreichen. Hier tragen uns unsere Füße auf einmal wieder deutlich leichter und als wir auf dem Markplatz ankommen überkommt mich ein regelrechtes Triumphgefühl! 69km und 1700 Höhenmeter an drei Tagen, das ist schon eine Leistung, jetzt haben wir uns definitiv erstmal ein ordentliches Essen und ein Bier verdient!

Seit acht Generationen ein "Mäh" im Ohr

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Brauchtum & Tradition

Zwischen Schafen, Brauchtum und Moderne – der Schäfer des 21. Jahrhunderts

Leonie Peichl

Autor: Leonie Peichl

4. April 2022

Jule ist 11 Jahre alt und schon ein echter Schäfer-Profi. Sie kennt alle Abläufe auf dem Hof und ist Feuer und Flamme direkt mitanzupacken, wenn es etwas zu tun gibt, oder sie etwas Neues lernen kann. Kein Wunder eigentlich, denn sie ist zwischen den Schäfchen quasi groß geworden und bekommt das Leben als Schäfer von klein auf mit.

Jules eigenes Schaf, das sie mit der Flasche großgezogen hat, ist sogar handzahm und lässt sich von ihr am Halfter herumführen, streicheln und kuscheln. Auch der Hütehund gehorcht Jule aufs Wort.

Schäfer Karl Bauer ist stolz auf seine Tochter, die vielleicht mal in seine Fußstapfen als Stadtschäfer von Wildberg treten wird. Sie wäre somit sogar die erste Stadtschäferin in der Geschichte Wildbergs!

Die Tradition des Schäferdaseins ist Familiengeschichte. Seit 8 Generationen wird der Schafhof im Kengel von Familie Bauer geführt, auch wenn sich das Handwerk natürlich grundlegend verändert hat. Der Stammbaum der Familie lässt sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen, denn einer seiner Vorfahren, hat schon als Klosterschäfer gearbeitet und in Wildberg im Sommer über tausend Schafe von kleineren Bauern der Region gehütet.

Heutzutage ist das Schäferdasein ein anderes. Noch Karl Bauers Vater hat seine Herde jeden Tag von der Weide durch die Stadt bis zurück in den Stall getrieben, das ist zur heutigen Zeit auch mit den zwei eigens ausgebildeten Hütehunden nicht mehr möglich. In der Regel sind nun sogar Straßensperren nötig, um die Schafe durch die Stadt treiben zu können.

Karl Bauer verfügt über insgesamt 850 Mutterschafe, die in zwei verschiedenen Herden gehalten werden. Zwei Mal im Jahr werden die Weiden getauscht und vier Monate (über den Winter) verbringen die Schafe im Stall. Zu dieser Zeit – zwischen Januar und März – werden auch die kleinen Lämmer geboren. Besonders in dieser Zeit ist der Job des Schäfers ein 24/7 Auftrag, aber auch das restliche Jahr ist sehr arbeitsintensiv. Karl Bauer kann sich trotzdem nichts anderes vorstellen, denn das Schäferdasein ist trotz der Anstrengung für ihn mehr als nur ein Beruf. Durch die Familien Tradition fühlt er sich mit dem Handwerk verbunden und liebt die Arbeit mit den Tieren und an der frischen Luft.

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Die Schäferkultur in Wildberg gehört zum immateriellen UNESCO Weltkulturerbe, das in Veranstaltungen wie dem Schäferlauf, Leistungshüten oder Wettschären zelebriert wird. Die Schafe für das Wildberger Wetthüten entstammen auch Karl Bauers Herde, er separiert zur Vorbereitung darauf schon einige Wochen früher einen kleineren Teil der Herde, dass sich die Schafe an die neue Dynamik gewöhnen können. Er selbst nimmt allerdings nicht mehr am wetthüten teil – das überlässt er Andern.

Abschließend kommen hier noch ein paar Fakten über Schafe, die ihr garantiert noch nicht kanntet:

Leitschafe – also die Schafe, die die Herde anführen – werden nicht dazu erzogen, sondern haben das Leit-GEN sozusagen im Blut. geboren. Schon kurz nach der Geburt lässt sich der aufgeschlossenere und neugierigere Charakter dieser Schafe von den anderen unterscheiden. Es ist daher sehr wichtig für den Schäfer früh das Vertrauen der Leitschafe zu gewinnen, um die ganze Herde besser unter Kontrolle zu bekommen.

Jedes Schaf hat seinen eigenen Platz im Stall, auf den es immer wieder zurückkehrt, daher sind auch alle Schafe immer in den gleichen Grüppchen unterwegs und haben die gleichen Stall Nachbarn.

Schafe sind sehr soziale Tiere – sie bauen Freundschaften auf und empfinden Trauer, wenn eines der anderen Tiere stirbt.

Schafe können mit ihren Hufen „riechen“, zwischen ihren Hufen haben sie eine extra Geruchsdrüse.

Allein in Deutschland leben ungefähr 1 Millionen Schafe!

Wälder, Klimawandel und Tourismus – eine Insiderperspektive

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Outdoor & Nachhaltigkeit

Im Gespräch mit Inge Hormel

Leonie Peichl

Autor: Leonie Peichl

26. Januar 2022

Können Sie sich für unsere Leser kurz vorstellen, welche Aufgabe haben Sie in der Region?

Mein Name ist Inge Hormel, ich bin seit Mai 2021 als stellvertretende Abteilungsleiterin in der Abteilung Forstbetrieb und Jagd im Landratsamt Calw tätig. Gebürtig stamme ich aus Schramberg im mittleren Schwarzwald. Direkt am Wald als Tochter eines Sägewerks- und Waldbesitzers aufgewachsen, hat sich meine Liebe zu Wald und Holz schon früh entwickelt, weshalb ich mich auch zum Studium der Forstwissenschaften entschieden habe. Im Landkreis Calw obliegt mir die forsttechnische Betriebsleitung in 10 Kommunalwäldern. Daneben bin ich für forstpolitische Belange – hierzu zählen u.a. die Genehmigung von Veranstaltungen, Ausgleichsmaßnahmen im Wald, Waldumwandlungsverfahren – die Privatwaldberatung, Waldpädagogik und den Waldnaturschutz zuständig.

Wo können Sie sich in Zukunft Synergien zwischen Forst und Tourismus vorstellen? 

Im Landkreis Calw ist der Wald in all seinen unterschiedlichen Ausprägungen wesentliche Grundlage für die hohe Attraktivität  als Tourismusregion. Daher sollten Kommunen, Tourismusverbände, Waldbesitzer und Forstwirtschaft – wie bisher schon geschehen – in enger Abstimmung weiter konzeptionell zusammenarbeiten, um die touristische Attraktivität unserer Region zu erhalten und auszubauen – ohne dabei unser wertvollstes Gut – die Natur/den Wald – zu überlasten.  Regelmäßiger Dialog und Austausch sind dabei unerlässlich, um für unterschiedliche Interessen und ggfs. Konflikte zu sensibilisieren und die Interessen der Region, der Waldbesitzer und Waldbewohner in einem breiten Konsens zusammenzubringen. Die Aufgabe der Forstwirtschaft sehe ich darin, den Wald und dessen Infrastruktur zu pflegen, zu erhalten und darauf zu hinzuwirken, besonders sensible und ökologisch hochwertige Bereiche von einer intensiven touristischen Nutzung möglichst frei zu halten.

Wie verträglich ist Tourismus und Natur in Ihren Augen? Was könnte verbessert werden?

Viele Tourismus – und Freizeitaktivitäten wie spazieren gehen, wandern oder Rad fahren spielen sich im Wald ab. Früher ging man v.a. zum Wandern in den Wald, heute ist der Wald durch erweiterte Freizeitangebote und die Verbindung von Erholung mit sportlichen Zielen ein Erholungs-, Freizeit- und Erlebnisort. Dies hat zu einer qualitativen Änderungen der Erholungsnutzung als auch zu einem deutlichen Anstieg der Waldbesucher geführt. So erfreulich das gestiegene Interesse an Waldbesuchen ist, so sind mit steigenden Besucherzahlen und unterschiedlichsten Freizeitnutzungen Störungen sensibler Lebensgemeinschaften, Beunruhigungen der Wildtiere oder auch Schäden an der Vegetation, am Waldbestand und an Waldwegen nicht auszuschließen.

Die Naturverträglichkeit sehe ich dort gefährdet, wo der Wald/die Natur zur reinen „Kulisse verkommt“ oder auf kleiner Fläche große Besuchermassen angezogen werden. Bei touristischen Angeboten, bei denen das Interesse an und der Aufenthalt in der Natur im Vordergrund stehen, sehe ich dagegen ein deutlich geringeres Konfliktpotential.

Verbesserungen können durch die gezielte Lenkung von Besucherströmen, die Ausweisung von abgestimmten Touren oder die Schaffung von Tourismusschwerpunkten zur Entlastung  sensibler und ökologisch hochwertige Bereiche erzielt werden, ebenso durch Information und Öffentlichkeitsarbeit.

 

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Unsere wichtigste Grundlage für den Tourismus ist die Natur, vor allem unser (Schwarz-)Wald. Gerade hier zeigt sich auch in den letzten Jahren der Klimawandel besonders stark. Wie würden Sie den aktuellen Zustand der Wälder beschreiben? 

Der Zustand unserer Wälder ist besorgniserregend. Vor Kurzem wurde in Baden-Württemberg der aktuelle sogenannte Waldzustandsbericht veröffentlicht. Hier zeigt sich, dass in der Zwischenzeit alle Baumarten erheblich unter den Folgen des Klimawandels leiden: Buchen , Eichen und Eschen ebenso wie Fichten, Tannen und Kiefern. Im Landkreis Calw sind die Schäden im Wald im Vergleich zu anderen Regionen in Baden-Württembergs relativ gesehen „gering“, aber auch bei uns leiden die Wälder –  in den Gäulandschaften unseres Kreises (wärmer, trockener) stärker als im „tiefen Schwarzwald“. Im Jahr 2021 hat sich der Wald durch die feuchtere und kühlere Witterung leicht erholt, von einer Entwarnung kann allerdings keine Rede sein. Erschreckend dabei finde ich, dass mit Buchen und Tannen Baumarten von den Schäden betroffen sind, die seit der letzten Eiszeit die natürliche Waldgesellschaft in unserer Region bilden.

Und welche Maßnahmen, lang- und kurzfristig, ergreift der Forst in der Region Nördlicher Schwarzwald, um den Klimawandel zu begegnen? 

Die Vorhersagen über die Ausmaße des Klimawandels sind mit erheblichen Unsicherheiten behaftet. Es ist jedoch davon auszugehen, dass wir mit höheren Durchschnittstemperaturen, mehr Hitzetagen und weniger bzw. im Jahresverlauf anders verteilten Niederschlägen rechnen müssen. Wälder besitzen aufgrund ihrer Langlebigkeit ein sehr langsames Reaktionsvermögen.  Im Zentrum der forstlichen Arbeit steht das Bestreben, unsere Wälder so zu pflegen, dass sie  den Klimaprognosen begegnen und möglichst auch in Zukunft vielfältige Funktionen erfüllen können.  Wissenschaftler sind sich einig, dass baumartenreiche Mischbestände (hier wird das Risiko auf mehrere Standbeine verteilt) und gut bekronte Einzelbäume (eine große Krone steht für hohe Vitalität) den Herausforderungen des Klimawandels am ehesten trotzen können. Unsere forstlichen Maßnahmen sind daher verstärkt  darauf ausgerichtet, Mischbaumarten zu fördern und die Stabilität der Einzelbäume zu erhöhen.  Beides geschieht durch konsequente Pflegeeingriffe sowohl in jungen als auch alten Beständen. In Verjüngungen werden – ergänzend zu den sich natürlich ansamendem Bäumen – Baumarten, die bei uns bisher eher selten vorkommen und als klimatolerant und trockenresistent gelten, gepflanzt. Hierzu zählen z.B. Eiche, Berg- und Spitzahorn, Hainbuche, Winterlinge, Nussbäume, Flatterulme, Elsbeere, Kirsche, Hainbuche  oder auch die Douglasie.

Was würden Sie sich von Gästen, Wanderern, Radfahrern, etc., die in der Region unterwegs sind, wünschen?

Ich wünsche mir von Wald- und Naturbesuchern ein Interesse am Wald und der Natur,  Rücksicht auf diese und ein bisschen Ehrfurcht vor der Schöpfung. Darüber hinaus bedarf es Sensibilität und Verständnis, dass das eigene Bedürfnis, aus Rücksicht auf andere Waldbesucher und die Natur, nicht zu 100% erfüllt werden kann.

Wir sind ausgezeichnet als nachhaltiges Reiseziel, d.h. interessierte Gäste könnten auch Angebote wie z.B. Mithilfe bei der Aufforstung etc. interessieren – könnten Sie sich vorstellen, dass es, ähnlich der Müllsammelaktionen in der Region, andere Beteiligungsmöglichkeiten für Bürger und Gäste geben könnte? 

Warum nicht?! Es gibt vielerorts bereits Aktionen von Kommunen, Vereinen,  Verbänden, Schulen etc.,  bei denen sich Personengruppen an Baumpflanzungen beteiligen. Diese bedürfen allerdings intensiver Vorbereitung und Abstimmung. Um einen Anwuchserfolg zu garantieren, können Bäume im Wald nur in einem engen Zeitfenster im Jahr gepflanzt werden, ebenso ist richtiges Werkzeug und Know-how beim Pflanzvorgang erforderlich. 

Wandern mit minimalem (ökologischen) Fußabdruck

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Outdoor

Meine Tour von Dobel über die Schweizerkopfhütte nach Bad Herrenalb

Sophia Rossmanith

Autor: Sophia Rossmanith

4. Oktober 2021

Wie wäre es, mal wieder mit dem Öffentlichen Nahverkehr in die Urlaubsdestination zu reisen? Oder das Auto vor Ort stehen zu lassen und sich stattdessen auf den Sattel zu schwingen und in die Pedale zu treten? Wäre nicht auch ein E-Leihauto oder das gut ausgebaute lokale Bahn- und Busnetz eine tolle Möglichkeit, Land und Leute zu erkunden?

Besucher im Nördlichen Schwarzwald jedenfalls haben viele Möglichkeiten, die Region umweltfreundlich zu bereisen. So bietet beispielsweise die Konus-Gästekarte freie Fahrten im ÖPNV, E-Carsharing-Unternehmen sowie E-Bike-Verleiher setzen auf grüne Mobilität, regionale Anbieter und Direktvermarkter locken mit köstlichen Delikatessen vom eigenen Hof oder der Nachbarschaft und auch zahlreiche Hotels, Gaststätten und Freizeiteinrichten haben sich der Umwelt zuliebe das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben.

2016 wurde der Nördliche Schwarzwald daher offiziell als „Nachhaltiges Reiseziel“ ausgezeichnet, zertifiziert vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie der gemeinnützigen Organisation für Zertifizierungen im Tourismus, Tour Cert. Grund genug für mich, die nachhaltigen Angebote und Gastgeber in der Region einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und sich der Frage zu widmen:

Kann man im Nördlichen Schwarzwald wandern gehen und dabei einen möglichst kleinen – ökologischen – Fußabdruck hinterlassen ohne auf Komfort zu verzichten?

Ich habe es ausprobiert und festgestellt – ja, es funktioniert! Und das sogar sehr gut …

Der frühe Wanderer erwischt die Sonne

7:25 Uhr: ich verlasse meine Unterkunft, das ausgewiesen nachhaltige Hotel Ochsen in Höfen, und mache mich auf den Weg zur Bushaltestelle vor dem Rathaus. Nur 4 Minuten Laufzeit, in denen ich das beschauliche Örtchen in seiner magischen Morgenstille genieße. Pünktlich um 7:33 Uhr biegt der Bus 719 um die Ecke und wir fahren nur knapp eine viertel Stunde nach Dobel, von wo aus meine rund 4-stündige Tour in Richtung Bad Herrenalb starten soll. Im Bus ist es ruhig an diesem Donnerstagmorgen, nur ein paar wenige Einheimische sind unterwegs und nutzen genauso wie ich das breite Busnetz des Nördlichen Schwarzwalds.

Im Ortszentrum Dobel angekommen, checke ich meine Outdooractive-App, in der ich am Vorabend eine Offline-Karte der Tour heruntergeladen habe. Während der Wanderung werde ich noch öfters auf die Karte schauen, um mich zu orientieren – da ich auf weiten Teilen der Strecke keinen Empfang habe, ist das Herunterladen auf jeden Fall eine gute Empfehlung von der Dame an der Hotelrezeption gewesen. Aber genau diese Unerreichbarkeit macht den Nördlichen Schwarzwald und seine Wege aus – einfach mal abschalten, den Alltag vergessen und für ein paar Stunden offline sein. Für mich eine willkommene Abwechslung und genau das richtige, um die tolle Landschaft in vollen Zügen und ohne Ablenkung zu genießen.

Schwarzwald Urlaub Schweizerkopfhütte
Schwarzwald Wandern im Schwarzwald
Schwarzwald Grüne Oase
Schwarzwald Wandern auf der Höhe

9 Uhr: Meine Tour beginnt zum Glockenschlag im Ortszentrum von Dobel und führt mich zunächst durch das große Sonnentor, das gleichzeitig den Startpunkt der 2. Etappe des Westwegs markiert. Auf einem Asphaltweg geht es zur ersten Station, dem imposanten Wasserturm. Von seiner Aussichtskanzel in 24 Metern Höhe aus kann man bei guter Fernsicht bis in die Vogesen, die Rheinebene, den Pfälzer Wald und den Odenwald blicken. Ich mache jedoch einen Bogen darum und biege direkt in den Wald ab. Etliche Wegweiser markieren die Vielzahl an Wander- und Radwegen, ich aber folge der roten Raute in Richtung Schweizerkopfhütte/Bad Herrenalb. Bereits jetzt stelle ich fest, dass sich der Wald von Schritt zu Schritt und von Kurve zu Kurve ändert – mal scheint die Sonne hindurch und taucht die Blätter in ein goldenes Licht, mal ist der Wegrand moosig bewachsen, mal mit Steinen durchsäht. Zwischendurch hört man immer wieder Vogelgezwitscher, streckenweise hört man nur seinen eigenen Atem. Alle paar hundert Meter gibt es etwas zu lesen oder bestaunen, vor allem die vielen Pilze in allen Formen und Farben sind zu dieser Jahreszeit weit verbreitet. Mehr als einmal muss ich anhalten, um die auffälligen Gewächse zu fotografieren.

10 Uhr: Nach etwa einer Stunde wird der Weg breiter und auf dem Schotterweg kreuzen Radfahrer meinen Weg. Es ist schön zu sehen, dass hier die unterschiedlichsten Menschen unterwegs sind – vom Rentnerpärchen über junge Familien bis hin zu abenteuerlustigen Paaren, die auf einer Mehrtagestour und mit viel Gepäck unterwegs sind. An einer Hütte mache ich Rast und lege ein spätes Frühstück ein.
Frisch gestärkt geht es weiter in Richtung Schweizerkopfhütte – die Wegweiser und auch die App lassen erahnen, dass es nicht mehr weit ist.

Wenige Meter vor der Hütte warten zwei Liegebänke darauf, den ersten richtigen Ausblick auf das Ziel, Bad Herrenalb, zu genießen. Zwei geschnitzte Wildschweine leisten mir Gesellschaft. An der Schweizerkopfhütte angekommen, nutzen bereits einige andere Wanderer den Platz, um zu vespern oder sich auszuruhen. Die Aussicht ist grandios.

Kurz nach der Schweizerkopfhütte beginnt Nebel aufzuziehen – Glück gehabt, denn einige Minuten zuvor hätte ich sonst nicht das Panorama genießen können. Durch die mystische Landschaft wandle ich weiter auf den Spuren zweier Wanderinnen, an denen ich mich orientiere und somit getrost Wegweiser ignoriere und Handy im Rucksack lasse. Jedoch kann man sich auf der Wanderung aber auch nicht wirklich verlaufen – schließlich führen doch alle Wege nach Bad Herrenalb. Oder?

13 Uhr: Und so ist es dann nach knapp vier Stunden auch – ein paar Einsiedlerhöfe und einen steilen Abstieg später stehe ich im Zentrum von Bad Herrenalb. Auf meinem Weg zum Endpunkt, der Bushaltestelle am Bahnhof, passiere ich die schmucken Häuschen, laufe vorbei an kleinen Cafés, aus denen es verführerisch duftet und stoppe kurz an einer beeindruckenden Klosteranlage aus dem 12. Jahrhundert. An der Bushaltestelle in der Nähe des Bahnhofs angekommen, habe ich noch etwas Zeit um mir einen köstlichen Chai Latte und ein Stück wohlverdienten Käsekuchen im Café Paradiso zu gönnen. Glücklich, gestärkt und etwas müde bringt mich der nette Busfahrer der Linie X63 dann schließlich um Punkt 13:43 Uhr wieder zurück nach Höfen – es bleibt also noch genug Zeit, um den Nachmittag im Wellnessbereich des Hotel Ochsen genüsslich ausklingen zu lassen …

Tour: Weitblickwandern über dem Albtal

Urlaub im Schwarzwald

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Erlebnisse

Mein Erlebnistrip durch den Schwarzwald

Julia Siewert

Autor: Julia Siewert

12. August 2021

Erholsam, abwechslungsreich und wunderschön – drei Adjektive mit denen sich der Nordschwarzwald meiner Meinung nach perfekt beschreiben lässt. Als 22-Jahre alte Studentin, die gerade ihre Bachelorarbeit fertig geschrieben hat, habe ich mir ein bisschen Erholung definitiv verdient. Ein Urlaub in Deutschland zog ich meist nie wirklich in Erwägung – doch da hatte ich die Rechnung ohne die Pandemie gemacht…

Kurzentschlossen entschied ich mich also für einen Urlaub in der näheren Umgebung – im Nördlichen Schwarzwald. Planung und Anreise war aufgrund der Heimatnähe super einfach und völlig unkompliziert. Innerhalb von nicht einmal eineinhalb Stunden bin ich klimafreundlich und gemütlich mit dem Zug angereist. Vorweg kann ich schon einmal sagen, es war ein Kurztrip, der mein Bewusstsein von Heimaturlaub komplett verändert und mir gezeigt hat, wie wunderschön es direkt vor der Haustüre sein kann! Aber nun der Reihe nach, hier kommen ein paar tolle Tipps für den Urlaub im Nördlichen Schwarzwald.

Einer meiner ersten Ausflüge ging in das schöne Städtchen Nagold. Nach einer gemütlichen Shoppingrunde hat es mich direkt an die Waldach verschlagen. Wie passend, dass direkt nebenan das Café „INSEL“ seine Türen geöffnet hatte. Definitiv empfehlenswert und der perfekte Ort für ein kleines Päuschen – Urlaubsfeeling pur. Ein Spaziergang durch die grüne Oase von Nagold, den Stadtpark Kleb, durfte danach nicht fehlen. Ein Tipp von mir – im Café am Kleb gibt es DAS Frozen-Yoghurt-Eis schlechthin, mit abgefahrenen Toppings und Extras!

Glücksgefühle auf den Höhen

Die Wanderlust brachte mich in die „Glücksgemeinde“ Schömberg.  Auf der gemütlichen Wanderrundtour „Zollernblicktour Wanderglück“ geht es durch den idyllischen Kurpark bis zum Aussichtpunkt Zollernblick. Ein toller Platz zum Rasten und – bei gutem Wetter – mit Blick über die Tannenspitzen bis zur Zollernalb. Gern wäre ich dort noch ein Weilchen geblieben aber ein Highlight wartete ja noch auf mich. Und das fand ich auf der Terrasse des Hotel Café Talblicks. Vor mir stand das mit Abstand beste und (auch größte) Stück Schwarzwälder Kirschtorte, das ich je in meinem Leben gegessen hatte – ein leckerer Wahnsinn!

Schweizerkopfhütte – ein Aussichtspunkt, der jede noch so kleine Anstrengung wert ist – so wurde es mir zumindest gesagt. Ich plante also meine Tour von Dobel nach Bad Herrenalb, packte meinen Rucksack und los gings! Schon am Start wartet ein Highlight. Vom alten Wasserturm in Dobel bekommt man schon den ersten Vorgeschmack auf die Ausblicke, die die Tour bietet. Nach rund 1 ½ Stunden bin ich angekommen, an der Schweizerkopfhütte. Der einzigartige Ausblick bis in die Rheinebene, und noch viel weiter, machte mich sprachlos und war mit Abstand DER Moment dieser Tour. Der perfekte Platz für eine Vesperpause und um noch ein Weilchen diesen Weitblick genießen zu können. Vorbei an der Hahnenfalzhütte und an etlichen Kühen, die die Sonnenstrahlen wohlverdient genossen, ging es nach Bad Herrenalb. Auf dem Heimweg habe ich mich noch für einen Abstecher nach Calw entschieden. Im „ Alten Calwer“ fühlt man sich wie Zuhause – auch weil der Koch ein authentisches Unikat ist. Und als dann noch die riesige und absolut köstliche Portion Käsespätzle vor mir auf dem Tisch standen…ein Traum für alle Sinne und genau das richtige für eine hungrige Wanderin!

Schwarzwald Urlaub im Schwarzwald Zollernblick
Schwarzwald Urlaub im Schwarzwald Albtal
Schwarzwald Urlaub im Schwarzwald Hahnenfalzhütte

Wenn ich schon vom Essen im Schwarzwald schwärme, muss auf jeden Fall auch das Gasthaus Eyachmühle in Dobel erwähnt werden. Alle Produkte werden aus Demeter- und Bioland-Bertrieben aus der Region bezogen und sind deshalb vollkommen naturbelassen – der Burger, den ich gegessen habe, war dafür der beste Beweis! Hofläden und Manufakturen machen den Schwarzwald zur Genussoase. Die Marzipan- & Schokoladenmanufaktur in Bad Liebenzell ist mein persönliches Schlaraffenland. Ein weiteres Unikat steht auch in der Bad Teinacher Nudelmanufaktur hinter dem Tresen. Mit ganz viel Herzblut und Humor geht hier der Chef persönlich seiner Leidenschaft für Nudeln nach.

Als Abwechslung zu meinen Wandertouren habe ich mir ein E-Bike in Bad Liebenzell ausgeliehen und mich für eine aufregende Radtour auf den Sattel geschwungen. Vorbei am Aussichtsturm in Schömberg ging es mit ganz viel Fahrtwind durch das Kapfenhardter Tal bis zur Monbachschlucht – eine abwechslungsreiche Tour mit vielen tollen Momenten. Und dank des E-Motors genau mit dem richtigen Level an Anstrengung.  

Zum Abschluss meines Kurztrips schlenderte ich, bei strahlendem Sonnenschein, gemütlich durch den SOPHI-Park – dazu ein superleckeres Heidelbeereis (wie soll es auch anders sein, in einer Heidelbeerregion) aus der Eisdiele Francesco. Der perfekte Abschluss für einen wunderbaren Heimaturlaub, der auf jeden Fall die Lust auf ein baldiges Widerkommen geweckt hat – es gibt noch so viel zu entdecken!